[Messe] Spielwarenmesse 2015
Donnerstag, 29. Januar 2015
Nürnberg
Schon im
Vorfeld war abzusehen, dass die Spielwarenmesse in Nürnberg
in diesem Jahr wieder zahlreiche Rekorde brechen würde. Nicht nur
die Anzahl der Aussteller erreichte mit über 2800 einen neuen
Höchststand, auch die Auswahl der präsentierten Produkte war mit
einer guten Million schon rekordverdächtig. Davon ließ ich mich
jedoch nicht irritieren und hatte mir vorgenommen nicht, wie in den
Vorjahren, eher planlos durch die Hallen zu laufen, sondern mich auf
meine Kernkompetenz, also den Brettspielsektor, zu konzentrieren.
Einen groben Überblick hatte ich schon, welche Spiele ich mir
unbedingt anschauen wollte, und ansonsten würde ich bei den üblichen
Verlagen vorbei schauen und mich einfach überraschen lassen, welche
Veröffentlichungen in den nächsten Wochen und Monaten anstanden.
Nur ein Tag auf einer Messe dieser Größenordnung macht es dabei
fast unmöglich, sich intensiver mit den einzelnen Produkten auseinander zu
setzen, dennoch wollte ich versuchen, so viele Eindrücke wie möglich
aus den zwölf Messehallen zu sammeln und zumindest einige Spiele
genauer unter die Lupe zu nehmen.
Die
Akkreditierung hatte ich schon Mitte Dezember erledigt und auch die
Bahnkarten entsprechend gebucht, der einzige Unsicherheitsfaktor war
nun noch mein Arbeitgeber. Doch auch dieser hatte keine Einwände,
zumal der 31. Januar sowieso mein letzter Arbeitstag dort war und ich
meinen restlichen Urlaub aufbrauchen musste. So machte ich mich dann,
mehr oder minder gut vorbereitet, bei eisiger Kälte und noch etwas
übernächtigt auf den Weg zum Bahnhof. Bei einem beiläufigen Blick
auf die Uhr stellte ich mit Entsetzen fest, dass ich mich ein wenig
mit der Fahrzeit verschätzt hatte und mir nur noch ein ausgesprochen
schmales Zeitfenster blieb, die restlichen zehn Kilometer hinter mich
zu bringen, das Auto zu parken und ein paar hundert Meter zum Gleis
zu laufen. Nach einigen bangen Minuten, mehreren übertretenen
Geschwindigkeitsbegrenzungen und einer eher freien Interpretation der
Parkhaus-Regeln stand ich dann doch pünktlich am Bahnsteig und
konnte rechtzeitig meinen Zubringer zum Frankfurter Hauptbahnhof
besteigen. Dort (pünktlich!) angekommen blieb noch die Zeit, mir
bei einer großen US-amerikanischen Fast-Food-Kette ein gesundes,
nahrhaftes Frühstück zu gönnen bevor es schließlich mit dem ICE
weiter in Richtung meines Zieles ging. Eigentlich hatte ich vor
gehabt, die Fahrt für ein kurzes Nickerchen zu nutzen, doch dafür
war es in dem Abteil zu voll, zu laut und zu stickig und so ging ich
statt dessen noch einmal meine Notizen zu den verschiedenen
Ausstellern und Spielen durch, die auf meinem Programm standen.
Erstaunlicherweise
kam ich wohlbehalten und immer noch pünktlich auf dem Nürnberger Hauptbahnhof an und
auch die nächste S-Bahn in Richtung der Messehallen schien nur auf
mich gewartet zu haben. Schließlich stand ich nur wenige Minuten
nach 9 Uhr im Eingangsbereich der Halle 11 und versuchte mich an
meinen Plan zu erinnern, den ich noch am Vortag gehabt hatte. Der
erste Weg sollte zum Pressezentrum führen, da ich mir dort nach
Möglichkeit ein Schließfach und einen Garderobenplatz sichern
wollte, um relativ unbelastet über die Messe schlendern zu können.
Allerdings musste ich dafür die komplette Anlage durchqueren, was
aber durch verschiedene Seitengänge und Freigelände kein übermäßig
großes Problem darstellte. Nachdem ich mein Gepäck einigermaßen
sicher verstaut und mir ein kleines zweites Frühstück gegönnt
hatte, startete ich zur ersten Runde.
Mein Ziel waren vor allem die
Hallen mit den Brettspielen, aber auf dem Weg dorthin galt es, die
Halle mit den ferngesteuerten Fahrzeugen zu durchqueren. Nicht
unbedingt ein Hobby dem ich selbst nachgehe, aber die vielen
Flugzeuge, Autos, Panzer und Schiffe, üben auf mich dennoch einen
gewissen Reiz aus und ich schaue mir gerne an, was es Neues auf dem
Markt gibt. Die Bandbreite reicht hier von fingerlangen Geländewagen
bis hin zu Flugzeugen mit Spannweiten gut über 2 m. Entsprechend
vielfältig sind hier dann auch die verwendeten Antriebstechnologien,
Qualitätsansprüche und natürlich die Preise. Ein
Themenschwerpunkt, der sich bereits im letzten Jahr abgezeichnet hat,
waren die Drohnen in all ihren Spielarten. Auch hier gab es für
jeden Geldbeutel und jede Anforderung das richtige Modell und ich
musste mich tatsächlich beherrschen, um mir vielleicht nicht doch
eines (oder auch fünf) dieser Modelle zuzulegen. Manche Stände
erlaubten dabei sogar, in entsprechend kleinem Rahmen, Probeflüge,
doch war der Andrang hier übermäßig groß und ich wollte nicht
unnötig meine knappe Zeit vergeuden. Nachdem ich erfolgreich den Versuchungen
widerstanden hatte, denen ich bisher begegnet war, führte mich mein
Weg in Halle 7, wo zahlreiche Modellbauer untergebracht waren. Hier
hatte ich lediglich den spanischen Farben-Hersteller Acrylicos
Vallejo auf meiner Liste stehen und fand den Stand auch wieder an
gewohnter Stelle. Wirkliche Neuheiten, abgesehen von einigen
Farbsets, gab es aber in diesem Jahr nicht, allerdings war im
hinteren Bereich des Ausstellungsbereichs ein Buch mit Bemalanleitungen für
Tabletop- und Sammler-Miniaturen vom renommierten Studio Giraldez
aufgebaut. Dies fand ich etwas verwunderlich, da ich erst wenige Tage
zuvor die Nachricht bekommen hatte, das der Band heute (also am
Donnerstag) in den Druck gehen sollte. Eine kurze Nachfrage klärte
dann das Missverständnis auf: bei dem hier ausgestellten Exemplar
handelte es sich lediglich um einen Dummy, bei dem nur das Cover
präsentiert wurde. Sehr schade, aber mittlerweile ist der Band
vorbestellt und wird hoffentlich Ende des Monats bei mir auf dem
Schreibtisch landen. Ansonsten durchquerte ich die Halle relativ
zügig und blieb nur gelegentlich stehen um einen Blick auf die neuen
Modelle von Airfix, Zvezda oder Italeri zu
werfen, ohne dabei jedoch etwas wirklich spannende Neuheiten zu
entdecken.
Ich war erst
eine Stunde auf der Messe, doch schon bereute ich es, keinen Trolley
mitgenommen zu haben. Die zahlreichen Prospekte, die ich im
Vorbeigehen gesammelt hatte, um sie mir später in Ruhe und
ausführlich anschauen zu können, wogen erstaunlich schwer und
entwickelten sich schon jetzt zur Belastung. Dennoch setzte ich
tapfer meinen Weg durch die Hallen 8 und 9 fort, ohne mich dort
größer bei Feuerwerk, Luftballons und Faschingsverkleidungen aufzuhalten. Lediglich bei
Maskworld legte ich noch einen kurzen Zwischenstopp ein um mir
einige der spektakulären neuen Masken und Kostüme anzuschauen und
einen Blick auf deren eindrucksvolle Sammlung von LARP-Ausrüstungen
zu werfen. Nach diesem kurzen Intermezzo hatte ich es tatsächlich in
die Halle 10 geschafft, wo sich auf zwei Stockwerken ein Großteil
der hier ausstellenden Brettspielverlage tummelten. Wieder mit einem
prominenten Eckstand vertreten waren Kosmos, die auch
reichlich Neuheiten im Gepäck hatten.
Fehlen durfte dabei natürlich
nicht der obligatorische Zuwachs für die Siedler von
Catan-Spielreihe. Dabei handelt es sich in diesem Jahr um eine
ausgesprochen kompakte Reiseversion des Klassikers, die auf kleinstem
Raum sämtliches Spielmaterial sicher unterbringt. Zumindest optisch
sehr ansprechend war das Kartenspiel Von Drachen und Schafen,
das ebenfalls in Kürze auf den Markt kommt und mit dem ich mich bei
Gelegenheit sicherlich noch näher beschäftigen werde. Direkt
daneben gab es auch den unvermeidlichen Beitrag zur,
glücklicherweise, abebbenden Zombie-Welle: Bei dem Würfelspiel
ZomBee sammeln die fleißigen Bienen Honig und versuchen dabei
einem untoten Insekt auszuweichen. Spielmaterial und Idee haben mich
jetzt nicht sonderlich beeindruckt, allerdings habe ich das Alter der
Zielgruppe bereits um einige Jahrzehnte überschritten. Ansonsten gab
es hier zahlreiche neue Experimentierkästen zu sehen, die sich mit
durchaus spannende Themen, beispielsweise Robotik, Chemie oder
Energiegewinnung, auseinander setzten. Auch die Serie mit Produkten
zu Die drei ??? wird in diesem Jahr weiter ausgebaut und kann nun sogar mit einigen technischen
Gerätschaften wie Nachtsichtgeräten oder Alarmanlagen aufwarten.
Der weitere Weg führte mich an dem polnischen Würfelhersteller
Q-Workshop vorbei, der es immer wieder schafft seine eigenen
Produkte zu variieren und mittlerweile für eine ganze Reihe von
durchaus namhaften Firmen besondere Polyeder herzustellen. Alleine
die Auswahl an verschiedenen Würfeln für das grandiose Brettspiel
Arkham Horror und seine Ableger ist durchaus beeindruckend.
Nur wenige Schritte weiter hatte sich der Heidelberger Spieleverlag
ausgebreitet und im Vergleich zum vergangenen Jahr die Standfläche
deutlich vergrößert. Hier waren es gleich drei Spiele aus dem Star
Wars-Universum, die die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich
zogen. Das schnelle Raumkampfspiel X-Wing hat sich
mittlerweile fest bei der Spielerschaft etabliert, was sich nicht
zuletzt an den zahlreichen ausgebuchten Turnieren im letzten Jahr zeigte. Viel Neues gab es
allerdings in Nürnberg für das Spiel nicht zu sehen, auch Auskünfte zum
Erscheinen der neuen Fraktion waren bestenfalls vage. Nicht um
einzelne Schiffe, sondern um große Flottenverbände, mächtige
Sternenzerstörer und gewaltige Raumschlachten geht es dagegen bei
Armada, auf dessen deutsche Veröffentlichung wir ebenfalls
noch einige Wochen warten müssen. Schließlich bekommen die Spieler
mit Imperial Assault gleich zwei Spiele zum Preis von einem.
Das Spiel lässt sich, ähnlich wie beispielsweise der
Dungeon-Crawl-Klassiker Descent, mit einer ganzen Gruppe von
Spielern bestreiten, wobei einer davon die Seite des bösen Imperiums
übernimmt, während die anderen die heroischen Rebellen durch eine
Raumstation oder über einen Planeten führen. Alternativ lässt sich
daraus allerdings auch ein Skirmish-Tabletop für zwei Spieler
machen, die dann ihr taktisches Geschick miteinander messen können.
Schon
auf der SPIEL in Essen war mir die Umsetzung des
Computerspiels XCOM aufgefallen, dort fehlte mir aber die
Zeit, mich näher damit auseinander zu setzen, was ich nun in Nürnberg
nachholen konnte. Bis zu vier Spieler müssen hier die Verteidigung
der Erde vor einer außerirdischen Invasion koordinieren und dabei
unter Zeitdruck Entscheidungen treffen. Die Autoren haben sich bemüht, ein Tablet in den Spielverlauf einzubinden, was zumindest
bei der Demorunde die ich spielen durfte durchaus gut gelungen ist.
Ob das über die ganze Dauer des Spiels auch so funktioniert wird ein
ausführlicher Test zeigen, wenn das Spiel und natürlich auch die
dazugehörige App ins Deutsche übersetzt sind. Nach dieser doch
ausführlichen Erläuterung verbrachte ich ein paar Minuten damit,
die luxuriös ausgestatteten Schachbretter mit ihren
handgeschmiedeten oder -geschnitzten Figuren zu bewundern, die einige
Hersteller den Besuchern präsentierten und die wahrscheinlich nie
aus der Mode kommen werden
Auch einigen
der Verlage im ersten Stock der Halle wollte ich einen Besuch
abstatten, bevor die Last in meinem Rucksack mich zum Umkehren
zwingen würde. Direkt am Treppenaufgang hatten Schmidt Spiele
ihren Stand aufgebaut und obwohl sich viele Spiele des Verlags an
eine eher jüngere Zielgruppe richten, schaue ich mir doch ganz gerne
das Programm an. Hier fiel mir, dank der großartigen Illustrationen,
vor allem Bad Bunnies auf, ein eher unkompliziertes Spiel, bei
dem die Spieler versuchen ihre Karten abzulegen. Direkt daneben
konnte auch die Kartenversion des erfolgreichen Legespiels Qwirkle
angetestet werden, was ich persönlich allerdings nicht sonderlich
spannend fand. Auch Amigo hatten einige frische Spiele
aufgebaut und das freundliche Standpersonal nahm sich die Zeit, mir
meine Fragen zu beantworten. Zugegebenermaßen bin ich ein großer
Fan des ausgesprochen kommunikativen Tauschspiels Bohnanza,
und damit in Zukunft auch neue Spieler nachwachsen können landet
demnächst Mein erstes Bohnanza im Spielwarenhandel. Mit
vereinfachten, auf Kinder zugeschnittenen, Regeln und neuem,
possierlichen Artwork, soll es Kindern ab vier Jahren die Bohnenernte
näher bringen. Nach einem recht kurzen Blick auf die anderen Spiele
ging meine Tour weiter zu Queen Games direkt gegenüber, die
in diesem Jahr ihren Fokus wieder mehr auf die Aufbau- und
Strategiespiele legten. So mischen die Spieler bei Parfum
wohlriechende Essenzen miteinander, treiben in Neptun
lukrativen Handel im Mittelmeerraum oder übernehmen als Queen's
Architect zahlreiche Baumaßnahmen im Königreich. Wer es etwas
rustikaler mag, kann als Magier auch beim Tower-Defense-Spiel Orcs
Orcs Orcs Jagd auf die Grünhäute machen, die langsam aber
sicher auf einen Turm zurücken um diesen dem Erdboden gleich zu machen.
Leider ergab sich für mich nicht die Gelegenheit, näher auf die
einzelnen Spiele einzugehen, da das Standpersonal alle Hände voll zu
tun hatte. Aber ich bin mir sicher, dass sich im Lauf des Jahres noch
die Gelegenheit ergeben wird, einige der Neuheiten anzutesten. Direkt
nebenan, bei Abacus Spiele, interessierten mich vor allem die
Neuheiten für das Bluff- und Wissenskartenspiel Anno Domini.
Ich habe schon zahlreiche Ableger dieser Serie und mit Bern
sowie Wissenschaft + Forschung sind zwei weitere Themengebiete
hinzu gekommen bei denen die Spieler historische Ereignisse richtig
einordnen müssen. Ebenfalls neu ist das Spiel Royals bei dem
mehrere Adelsfamilien im 17. Jahrhundert um Macht und Einfluss in
Europa ringen. Thematisch und optisch sehr schön umgesetzt, dürfte
es wohl auch demnächst den Weg in meine Sammlung finden. Sehr gerne
schaue ich immer wieder bei Asmodee vorbei, deren Portfolio in
den letzten Jahren beständig gewachsen ist und die sich heimlich zu
einem der größten europäischen Spieleverlage entwickelt haben.
Hier haben es mir vor allem die opulent ausgestatteten Brettspiele
angetan, allen voran das eindrucksvolle, aber nicht ganz einfache
Hyperborea, bei dem die Spieler einen Kontinent besiedeln,
Technologien erforschen und die Mitspieler bekämpfen müssen. Direkt
nebenan war Arcadia Quest zu bewundern, bei dem jeder Spieler
drei niedliche Fantasy-Helden in Chibi-Optik gegeneinander oder in
einer Kampagne gegen die Monster auf dem Spielfeld antreten lässt.
Daneben gab es noch eine ganze Reihe anderer Spiele und zahlreiche
Verlage zu sehen, aber meine Aufnahmefähigkeit war auf einem
Tiefpunkt angelangt und so beschränkte ich mich auf kurze
Seitenblicke und die unvermeidlichen Kataloge, während ich mich auf den langen Weg in Richtung des
Pressezentrums machte um mir eine kleine Pause zu gönnen.
Dort
angekommen, war ich froh, dass ich die zwei, mittlerweile recht
schweren, Beutel mit Prospekten und Informationsmaterial ablegen
konnte. Betrachtete ich den ganzen Haufen Papier der sich dort
stapelte, so graute es mir schon vor dem Heimweg, doch ich wollte
eigentlich auf keinen Katalog verzichten, konnte ich mir so doch später
einen detaillierten Überblick über die Messe, und auch die vielen
Dinge die ich verpasst hatte, verschaffen. Zum jetzigen Zeitpunkt hatte ich jedoch das
Bedürfnis ganz dringend ein paar Minuten die Füße hochzulegen, mir
ein koffeinhaltiges Kaltgetränk zu gönnen und ein wenig im
Messekatalog zu blättern. Ich hatte Pegasus Spiele nicht an
ihrem gewohnten Standort in Halle 10 gefunden und so durchsuchte ich die
Verzeichnisse bis ich schließlich in Halle 11 fündig wurde, wo die
Friedberger einen recht luxuriös ausgestatteten Bereich bezogen
hatten. Nachdem ich mich ein wenig erholt und meine bisherige Beute
sicher verstaut hatte, machte ich mich auf zur zweiten Runde über
die Messe, wobei ich dieses Mal einen anderen Weg wählte.
An Halle 4A
konnte ich nicht vorbei gehen, ohne zumindest einen kurzen Blick auf
die großartigen Modelleisenbahnanlagen zu werfen, die so namhafte
Hersteller Faller, Märklin oder Noch aufgebaut
hatten. Mit Eisenbahnen selbst kann ich zwar nicht viel anfangen,
jedoch weiß ich naturgetreues und detailliert gebautes Gelände
durchaus zu schätzen. Auffällig war hier der deutlich höhere
Altersdurchschnitt der Besucher, doch war deren Enthusiasmus
ungebrochen und ich fand die lebhaft geführten Diskussionen, die ich
im Vorbeigehen über die kleinen Loks hörte, durchaus spannend.
Eher
durch Zufall stolperte ich in einem der zahlreichen Hallendurchgänge
auf die Herrschaften von Zometool, die mit ihrem beeindruckend
komplexen Stecksystem ursprünglich im wissenschaftlichen Bereich zu
Hause waren. Durch einige öffentlichkeitswirksame Projekte und die
verstärkte Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, versucht der
Hersteller mittlerweile jedoch auch im Spielwarenmarkt Fuß zu
fassen. Dabei helfen dürften einige Puzzlespiele wie Kepplers
Kosmos oder die Design-Serien. Das ausgesprochen
kompetente Standpersonal ließ mich auch unter Aufsicht einige Teile
zusammen stecken und es geht tatsächlich eine unbestreitbare
Faszination von den zahlreichen Stäben und Kugeln aus.
Der Weg zum
Stand von Pegasus nahm dann doch deutlich mehr Zeit in
Anspruch, als ich ursprünglich geplant hatte. Dennoch hatte sich der
Weg gelohnt, den die Friedberger haben offensichtlich nicht vor sich
auf den Lorbeeren der letztjährigen Spiel des
Jahres-Auszeichnungen auszuruhen, sondern legen mit ordentlichem
Tempo neue Spiele nach. Grade für jüngere Spieler wurde eine ganze
Reihe Neuheiten vorgestellt, so beispielsweise die Munchkin
Treasure Hunt oder Krosmaster Junior, die beide schon
bekannte Themen aufgreifen und familienfreundlich aufbereiten. Auch
das Rennspiel Viva Topo! bei dem Mäuse auf der Flucht vor der
Katze sind und daneben dem größten Käsestück nachjagen und das
Legespiel Zoowaboo richten sich in erster Linie an den
Spielernachwuchs. Außerdem gab es noch viele weitere Neuheiten und
spannende Prototypen zu bestaunen und glücklicherweise konnte einer
der zahlreichen Mitarbeiter einige meine Fragen beantworten.
Allerdings musste ich meinen Besuch hier deutlich abkürzen, blieb
mir nur noch eine knappe Stunde um mir einen Weg zurück ins
Pressezentrum zu bahnen. Doch vorher konnte ich es mir nicht
verkneifen, wieder einmal einen Blick auf die Stände von Lego,
Playmobil und Mattel in Halle 12 zu werfen. Verloren sich
in den meisten anderen Hallen die Besucher, so drängten sie sich vor
den Ständen dieser drei großen Hersteller dicht in den Gängen.
Ohne einen Termin, oder zumindest eine direkte Kontaktperson war es
nahezu unmöglich in die eigentlichen Stände vorzudringen um die
Neuheiten in Augenschein zu nehmen.
Daher begnügte ich mich
notgedrungen mit den voluminösen Messekatalogen und machte noch
einen Abstecher zum Modellbauer Revell. Dort gab es neben den,
mittlerweile schon obligatorischen, Star Wars-Bausätzen viele
schmucke Autos zu bestaunen, vor allem der alte VW-Bus im Maßstab
1:1 hatte es mir dabei angetan, und natürlich die zahlreichen
ferngesteuerten Fahrzeuge, die fast alle für eine Probefahrt oder
einen -flug zur Verfügung standen.
Mittlerweile
hatten sich die Messehallen schon spürbar geleert, daher wollte ich
die Gelegenheit nutzen und auf dem Rückweg noch einen kurzen
Abstecher zu Hasbro machen. Doch hier herrschte immer noch
dichtes Gedränge und so konnte ich nur einige kurze Blicke auf die
letzten Pistolen- und Gewehr-Modelle aus der Nerf-Reihe
werfen, mir die neusten Monopoly-Varianten anschauen, darunter
eine Retro-Version zum achtzigsten Geburtstag des Spiels, und mich
schließlich über die Auswüchse der verschiedenen Film- und Comiclizenzen
wundern, allen voran die Figuren zur unsäglichen Transformer-Reihe.
Für einen genaueren Blick auf die ausgestellten Spielzeuge fehlte
mir mittlerweile allerdings die Zeit, musste ich mich doch schon fast
beeilen um rechtzeitig ins Pressezentrum zurück zu kommen und dort
meine Sachen zusammen zu packen.
Der Donnerstag auf der
Spielwarenmesse klingt traditionell mit einem kleinen Umtrunk
der Pressevertreter aus, und auch ich nutzte die Möglichkeit mich in
der angenehmen Atmosphäre des messeeigenen Restaurants mit einigen
Kollegen auszutauschen und am, speziell für die Messe kreierten,
Cocktail zu nippen. Schließlich wurde es doch langsam Zeit, sich auf
den Heimweg zu machen, doch wählte ich nicht den einfachen Weg zum
Shuttle, sondern ging noch die die fast völlig menschenleeren Hallen
zum entgegengesetzten Ausgang. Gelegentlich deutete die
Geräuschkulisse darauf hin, das einige Aussteller noch an ihrem
Stand eine kleine Party feierten, doch waren diese meist gut vor allzu
neugierigen Blicken geschützt und obwohl ich gerne einmal hinter die
Kulissen geschaut hätte, liess ich mich nicht von meinem Weg
abbringen und erreichte die S-Bahn, die auf der ersten Etappe der
Heimreise das Fortbewegungsmittel meiner Wahl war.
Der
Nürnberger Hauptbahnhof war kalt und zugig und so verbrachte ich die
Wartezeit auf den ICE damit, im gut sortierten Zeitschriftenhandel zu
stöbern und mir noch eine kleine Stärkung für die Heimfahrt zu
besorgen. Schließlich rückte die Ankunftszeit des Zuges näher und
ich schleppte mich, schwer bepackt und ziemlich müde, auf den
Bahnsteig, wo es noch deutlich kälter war als in den Gängen des
Bahnhofs. Und nachdem mich die Bahn am Morgen mit ihrer Pünktlichkeit
überraschte, hatten die Verantwortlichen nun anscheinend ein
Einsehen und bescherten mir die erwartete Verspätung. Während ich
noch mein Gepäck in das erstaunlich volle Abteil hievte, machte ich
mir schon Gedanken für den Fall, dass es dem ICE nicht mehr gelingen
würde, die Verspätung aufzuholen. Doch waren dDiese Bedenken waren
glücklicherweise unbegründet, da ich meinen Anschlusszug in
Frankfurt, auch Dank eines kurzen Zwischenspurts über den halben
Bahnhof, erreichte. Der Rest der Heimfahrt verlief dann auch angenehm
ereignislos und ich konnte noch ein wenig dösen, bevor ich kurz nach
Mitternacht, müde, abgekämpft aber einigermaßen zufrieden, an
meinem Heimatbahnhof ankam.
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