Donnerstag, 30. Januar 2014
Nürnberg
Die
restliche Wartezeit verging erstaunlich schnell, die Vorbereitungen
waren soweit abgeschlossen und auch die Tasche gepackt. Als dann
morgens kurz nach vier Uhr der Wecker klingelte, machte ich mich kurz
darauf, wenn auch ein wenig zerknautscht, auf den Weg um meinen
Zubringerzug nach Frankfurt zu erreichen. Im Gegensatz zu meiner
letzten Zugfahrt vor einigen Wochen verlief anfangs alles völlig
planmäßig und ich hatte auf dem Frankfurter Hauptbahnhof
tatsächlich noch ein wenig Zeit für ein kurzes Frühstück und
einen Blick in den gut sortierten Zeitschriftenhandel bis ich den ICE
stieg, der mich nach Nürnberg bringen sollte.
Jedoch
blieb schon kurz vor Hanau der Zug auf freiem Feld stehen, da sich
„einige Personen im Gleisbereich aufhalten“. Die Bahnpolizei
benötigte rund eine halbe Stunde, um das Problem zu beheben und es
sollte auch nicht mehr gelingen diese Verspätung aufzuholen.
Schließlich war ich gegen 9.20 Uhr am Nürnberger Hauptbahnhof und
von dort war es nur noch eine kurze Strecke mit der U-Bahn zum
Messegelände. Immerhin hatte die Verspätung doch einen großen
Vorteil: Der erste große Besucherandrang hatte sich schon in den
Hallen verteilt und so konnte ich sehr entspannt den Eingangsbereich
passieren. Ich hatte mir vorgenommen direkt ins Pressezentrum der
Messe zu gehen, da es hier die Möglichkeit gab eine Garderobe zu
nutzen und vielleicht sogar eines der wenigen Schließfächer zu
ergattern. Meine Jacke konnte ich hier zwar loswerden, doch sowohl
die Schließfächer als auch die Sitzplätze waren schon von Kollegen
in Beschlag genommen. So blieb mir nur, nach einer kurzen Stärkung,
mich ins Getümmel zu stürzen, um meine To-Do-Liste abzuarbeiten.
Etwas verloren wirkte dagegen der Stand des polnischen Würfelherstellers Q-Workshop direkt gegenüber, deren liebevoll und individuell gefertigten Produkte nicht unbedingt etwas für die breite Masse sind. Mittlerweile bietet dieser Hersteller zahlreiche Lizenzprodukte an, beispielsweise Würfel für das Tabletopsystem Warmachine oder das Rollenspiel Pathfinder, aber auch eher ungewöhnliche Varianten, wie Metallwürfel in Steampunk-Optik befinden sich im Sortiment.
Zwischenzeitlich hatte sich die Lage bei Kosmos etwas entspannt und ich konnte einen relativ ausführlichen Blick auf die neuen Produkte werfen. Neben den obligatorischen Experimentier-Kästen und einem deutlichen Schwerpunkt auf Die drei ??? sah vor allem das Handels- und Piratenspiel Norderwind von Klaus Teuber sehr ansprechend aus. Auch ein weiteres Spiel aus der NichtLustig-Serie wurde vorgestellt, leider gab es jedoch für mich keine Möglichkeit das Würfelspiel Fäkalini vorab anzutesten.
Im ersten Stock der Halle 10 stattete ich zuerst Queen Games, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiern, einen längeren Besuch ab. Da am Stand fast keine Besucher waren, nahm sich der nette Verlagsmitarbeiter ausgesprochen viel Zeit für mich und erläuterte mir ausführlich das Crowdfunding-finanzierte Zombiebrettspiel Dark, Darker, Darkest, das spaßige Kinderspiel Im Tal der Drachen, das eine gute Augen-Hand-Koordination sowie Teamwork erfordert, das eher unspektakuläre Piratenspiel Tortuga und das erst später im Jahr erscheinende Deckbuilding-Kartenspiel Greed. Auch Abacusspiele, die ebenfalls in diesem Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum feiern, hatten hier einen Platz gefunden, boten aber, von zwei Hanabi-Varianten abgesehen, wenig Neues. Für mich interessant waren lediglich die Würfelvariante des Wild-West-Partyspiels BANG! und das strategische Aufbauspiel Limes. Ein paar Meter weiter hatte der französische Verlag Iello seinen Stand aufgebaut und auch hier waren nicht wirklich viele Schaulustige zu sehen, sodass die Mitarbeiter ebenfalls Zeit hatten meine Fragen zu beantworten und mir ihre Neuheiten vorzuführen. Besonders von der Optik gefallen haben mir dabei The Three Little Pigs und Baba Yaga, unkomplizierte, schnelle Spiele, die sich gut als Familienspiele oder für zwischendurch eignen, für die aber noch nach einem deutschen Verlag gesucht wird. Ebenfalls zu sehen gab es den Prototyp von Zombie 15', dessen Finanzierung derzeit über eine Crowdfunding-Plattform läuft. Leider nur sehr wenig konnte mir der Verlagsmitarbeiter jedoch über das wahrscheinlich im vierten Quartal erscheinende King Of New York sagen, auf dessen Erscheinen ich doch sehr gespannt bin. Ebenfalls aus Frankreich kommen Asmodee, die vor einigen Jahren einen radikalen Image-Wechsel vollzogen haben und nun einer der führenden französischen Verlage für Gesellschaftsspiele sind. Hier war es leider kaum möglich einen Ansprechpartner zu finden, da ständig reges Treiben am Stand herrschte. Immerhin war ein Bekannter, der zufällig vorbei kam, in der Lage mir das Kommunikationsspiel Concept zu erklären, was durchaus reizvoll ist und sicherlich den Weg in meine Sammlung finden wird (Danke dafür Lutz!). Ansonsten gab es das obligatorische Zombiespiel, in diesem Fall Zombicide, aber auch natürlich die Aushängeschilder des Verlags wie Zug um Zug oder Small World mit ihren zahlreichen Ablegern. Glücklicherweise konnte ich einen der raren Kataloge ergattern, sodass ich weitere interessante Spiele hoffentlich nicht aus dem Blick verlieren werde und bei Gelegenheit noch einmal darauf zurück kommen kann. Nur unwesentlich ruhiger ging es nebenan bei Amigo, aus dem hessischen Dietzenbach, zu. Hier lag der Schwerpunkt der Veröffentlichungen vor allem bei Spielen, die sich eher an Kinder richten, beispielsweise Koboldbande, Banana Split oder Ene mene miste. Das war nicht ganz so interessant für mich, aber es gab auch noch die Jubiläumsausgabe von 6 nimmt! zu sehen sowie neues Material von Ultra Pro und einige Dinge mehr.
Da
ich mich schon einige Stunden in der Halle aufhielt und noch einiges
erledigen wollte, begnügte ich mich bei vielen anderen Ständen
einfach damit, die verschiedenen Flyer und Kataloge mitzunehmen. So
hatte ich immerhin etwas Lektüre für die Heimfahrt und konnte auch
sicher gehen, dass ich keine wichtige Neuigkeit verpasste.
Obwohl sich die Verkaufszahlen in den letzten Jahren eher rückläufig entwickelt haben, ist das Interesse an Modelleisenbahnen nach wie vor ungebrochen, wie ein kurzer Abstecher in Halle 4 deutlich zeigte. Neben den großen Herstellern wie Märklin, Faller oder Noch gab es zahlreiche kleinere Firmen, die eine Vielzahl von Bahnen und Zubehör präsentierten und bei denen fast überall recht großer Andrang herrschte. Die letzten Aussteller, die ich mir unbedingt ansehen wollte, befanden sich in Halle 12, ich musste also quer durch die komplette Messe laufen. Bei der Gelegenheit warf ich noch den einen oder anderen Blick auf die verschiedenen Stände, wo es mir vor allem die teils großartigen Masken und Kostüme angetan hatten. Nicht ganz so spannend waren dagegen die ebenfalls zahlreichen Feuerwerkshersteller und auch die Stände mit massenhaft (und offensichtlich billig) produziertem Kunststoffspielzeug waren nicht wirklich interessant. Eigentlich sind Plüschtiere und Puppen nicht unbedingt mein Ding, doch in Halle 1 gab es einige großartige Exemplare zu sehen. Angefangen bei einer Pflanzen vs. Zombies-Serie über knapp 3 m hohe Kuschelbären bis hin zum Pink Panther in allen Größenvarianten war die Auswahl umfassend. Besonders beeindruckt hat mich jedoch eine kleine Reihe von handgefertigten, limitierten Porzellan-Puppen, die tatsächlich lebensecht aussahen und die nur für eine gutbetuchte Klientel erschwinglich sind. Als ich schließlich den Eingang West mit den Hallen 11 und 12 erreichte, war es schon relativ spät und die ersten Besucher machten sich, schwer mit Infomaterial beladen, auf den Heimweg. Ich hegte (die vergebliche) Hoffnung, dass es möglich wäre einen ausführlicheren Blick auf die Stände von Playmobil, LEGO oder Mattel zu werfen. Doch die Leute standen hier immer noch Schlange und ich erhaschte nur einen kurzen Blick auf das aktuelle Großprojekt, The LEGO Movie, bevor ich weiter zum Revell-Stand ging und mir dort die neuen Bausätze anzuschauen. Wie schon in Halle 7 gab es hier viel Fluggerät und auch die Star Wars-Lizenz bringt anscheinend immer noch neue Modelle hervor. Was ich mit, zugegebenermaßen flüchtigen, Blick am Stand sehen konnte, waren einige hübsche Neuheiten, doch ein wirkliches Highlight war in diesem Jahr, zumindest für mich, nicht dabei.
Natürlich
war das nicht alles, was es in diesem Jahr in Nürnberg zu sehen gab.
Allerdings blieb mir leider nicht annähernd so viel Zeit, wie ich
benötigt hätte, um mir einen vollständigen Überblick zu
verschaffen. Immerhin konnte ich alle Punkte auf meiner Liste
abarbeiten und dazu tatsächlich noch das eine oder andere
interessante Gespräch führen. Dabei hatte ich mehr als einmal den
Eindruck, dass die Leute an manchen Ständen froh waren mit jemandem
zu sprechen, der sich tatsächlich für ihre Spiele interessiert und
nicht nur auf Handelsmargen, Umsatz und Einkaufskonditionen achtet.
Zudem habe ich von vielen Herstellern ausreichendes
Informationsmaterial mitnehmen können, das ich im Laufe der nächsten
Tage und Wochen durchgehen und bei besonders spannenden Produkten
nochmals nachhaken kann.