Sonntag, 12. November 2023

SPIEL '23


[Messe] SPIEL '23

05. bis 08. Oktober 2023
Grugahallen, Essen

Es hat dann doch viiiel länger gedauert, aber letztendlich hab ich es dann doch noch geschafft, nach Jahren der (erzwungenen) Abstinenz meine Eindrücke zur weltweit größten Spielemesse endlich aufs Papier bzw. auf den Bildschirm zu bringen.

Die Vorbereitungen

Die letzten beiden Jahre musste ich bei der SPIEL krankheitsbedingt aussetzen. Und im Jahr davor wurde die Messe auf Grund der Corona-Situation abgesagt. Eigentlich hatte ich mich auch 2023 bereits von dem Gedanken verabschiedet, einen Abstecher nach Essen zu machen. Ein neuer, recht fordernder, Job, anhaltende gesundheitliche Probleme und nicht zuletzt ein arg strapaziertes Budget sprachen eindeutig dagegen.

 

Die Horden fallen ein!
Anfang September, bei meiner regelmäßigen Rollenspielrunde, kam dann die Überlegung auf, dass man eigentlich doch mal wieder auf die SPIEL fahren könnte - so wie wir das seinerzeit in den 1990er Jahren gemacht haben. Nach einigen Diskussionen einigten wir uns schließlich darauf, Sonntag morgens gegen 6 Uhr aufzubrechen und am Nachmittag wieder den Heimweg anzutreten. So viel zu meinen guten Vorsätzen...

Die logistischen Vorbereitungen waren wie gewohnt schnell und unproblematisch erledigt - an dieser Stelle vielen Dank an den Friedhelm Merz Verlag für die Akkreditierung. Auf meine sonst üblichen Termine und Gespräche musste ich in diesmal allerdings verzichten. Mit nur einem Tag ist die Zeit dafür viel zu knapp - schließlich möchte ich ja auch etwas von der Messe selbst sehen. Immerhin konnte ich im Vorfeld einige Treffen mit Freunden und Bekannten organisieren. Nach so einer langen Auszeit gibt es natürlich viel Nachholbedarf.

Die Messe

Spieltische so weit das Auge reicht
Die Anreise nach Essen gestaltet sich überraschend problemlos. Weder auf der Fahrt noch bei der Parkplatzsuche kommt es zu großartigen Verzögerungen und so stehe ich bereits um 9 Uhr in der Halle. Der Besucherandrang hält sich ebenfalls in einem überschaubaren Rahmen. An den vorangegangenen Tagen war es wohl teils deutlich voller. Das Sicherheitspersonal an den Toren und den Eingängen verrichtet seinen Job sehr ordentlich, höflich und durchweg kompetent. Eine deutliche Steigerung zu einigen Jahren zuvor. Natürlich gibt es wieder Besucher, die glauben wichtiger zu sein als andere, und mit der Security diskutieren. Doch werden diese höflich aber bestimmt in ihre Schranken verwiesen.

Dank meiner Akkreditierung kann ich die Hallen schon eine gute halbe Stunde früher betreten. So nutze ich die Zeit ohne großartigen Publikumsverkehr dazu, mich zu orientieren. Beim letzten Besuch in den Grugahallen waren die Umbauarbeiten noch in vollem Gange gewesen. An der eigentlichen Hallenstruktur hat sich nur wenig geändert, aber die Anordnung und der Aufbau der Stände sind für mich komplett ungewohnt. Glücklicherweise hat der Verlag, ähnlich wie bei der Nürnberger Spielwarenmesse eine recht ordentliche App veröffentlicht. Dies erleichtert es mir erheblich, den Überblick zu behalten und meinen Weg zu finden. Ein großes Lob dafür!

Den gesamten Vormittag verbringe ich damit, mehr oder minder planlos über die Messe zu schlendern, mir die eine oder andere interessante Neuheit anzuschauen und die Eindrücke in mich aufzunehmen. Meine letzte (Indoor-)Veranstaltung dieser Größenordnung war die SPIEL 2019 und ich bin - schlicht gesagt - überwältigt. Dabei ist der Besucherandrang recht überschaubar. Die deutlich offenere Hallenstruktur, großzügig angelegte Gänge und die Freiflächen zwischen den Gebäuden sorgen dafür, dass sich die Menschenmenge gut verteilt!

Möge die Macht mit Dir sein!
Auf meinem Weg treffe ich häufig bekannte Gesichter oder schaue bei Verlagen vorbei, um nach langer Zeit mal wieder "Hallo!" zu sagen. Natürlich fallen einige Spiele sofort ins Auge, beispielsweise das neue Trading-Card Spiel Disney Lorcana von Ravensburger oder das Deckbuilding-Kartenspiel zu Star Wars, das Fantasy Flight Games veröffentlichen. Bei vielen Ständen sind es die großen, geräumigen Spielflächen, die ins Auge fallen. Die Tische sind rundweg gut besetzt und es wird überall fleißig gespielt, ausprobiert und gefachsimpelt.

Bei Pegasus Spiel hat man neben dem Brettspielbereich auch eine Reihe kleiner Séparées eingerichtet, so dass Rollenspiel-Runden ohne übermäßige Störung von außen möglich sind. Relativ versteckt in einer Hallenecke stolpere ich eher zufällig über den Stand von Grimspire. Der Verlag hat unter anderem die deutsche Version des großartigen Vagrantsong im Gepäck. Hätte ich vorher gewusst, dass es das kooperative Horror-Spiel auf dem heimischen Markt gibt, so hätte ich mir die englische Crowdfunding-Kampagne sparen können. Immerhin kann ich hier das Spiel kurz antesten und bereue nicht, einen kleineren dreistelligen Betrag investiert zu haben.

Als wir uns zum gemeinsamen Mittagessen in der Galerie bzw. dem daneben liegenden Freigelände treffen, ist es bereits 13 Uhr - und ich habe (gefühlt) noch kein einziges Spiel richtig angeschaut. Neben dem Essen werden auch Einkaufstipps geteilt. Unter anderem hat das Wikinger-Dart Eindruck hinterlassen, dass es in der Galerie zu sehen gibt - und das mittlerweile bei einem Freund im Garten hängt. Auch die wieder zahlreich vertretenen Hersteller von Spieltischen haben es uns angetan. So sehr, dass einer meiner Begleiter noch am gleichen Abend einen Tisch für das heimische Wohnzimmer ordert.

Das etwas andere Dart
Aber auch die erstaunlich große Anzahl an Foodtrucks sorgt bei mir für etwas Verwunderung. Hier haben die Messebetreiber nochmal ordentlich nachgelegt. Natürlich handelt es sich bei den meisten der angebotenen Speisen immer noch um Junk Food, aber die Auswahl ist viel größer und es gibt sogar nahrhaftere Alternativen.

Für die zweite Messe-Runde konzentriere ich mich in erster Linie auf die Miniaturen- und Tabletop-Hersteller, die zahlreich vor Ort sind. Diese sind fast vollständig in einer Halle untergebracht, so dass ich alle Punkte auf meiner Liste in einem Rutsch abarbeiten kann. Games Workhop präsentieren zwar einige schicke Modelle, aber der Fokus an dem großen Stand liegt eindeutig auf Demospielen und der Figurenbemalung. Auch sonst gibt es einige Gelegenheiten den Pinsel zu schwingen - so beispielsweise auch beim spanischen Farbenhersteller Vallejo. Ich klappere weitere Stände ab und schaue mir deren Neuheiten an. Titan Forge haben eine ganze Reihe neuer Modelle dabei, ebenso wie einige Brettspiele. Unter anderem gibt es die Möglichkeit, den wirklich schrägen Dungeon-Crawler Lobotomy II anzutesten.

 

Für die Nostalgiker
Archon Studio, die ihren Stand gegenüber haben, konzentrieren sich auf die Herstellung von bezahlbarem, sehr schickem Gelände und ebensolchen Figuren für Tabletop-Spieler. Daneben scheint sich der polnische Verlag auf die Umsetzung von verschiedenen Lizenzprodukten aus dem Computerspiele- oder Comic-Bereich zu spezialisieren. So gibt es hier Brettspiele und Tabletops zu Masters of the Universe oder Heroes of Might and Magic. Auch einige Rollenspiel-Verlage tummeln sich hier. Und so mache ich Abstecher zu Ulisses Spiele die sich in erster Linie auf ihren Klassiker Das Schwarze Auge konzentrieren, aber mit HeXXen 1733 auch die zweite Edition ihres recht finsteren, pseudo-historischen Systems vorlegen. Die langersehnte deutsche Ausgabe von Wolsung gibt es zwar bei der Redaktion Phantastik immer noch nicht käuflich zu erwerben - dafür ist die Produktion aber schon sehr weit fortgeschritten und der voluminöse Band kann vorbestellt werden. Daneben hat der Verlag natürlich auch die obligatorischen Neuheiten für ihr Detektiv-Rollenspiel Private Eye im Gepäck.

Einfach nicht totzukriegen
Mittlerweile ist der Nachmittag schon weit fortgeschritten und die Hallen haben sich merklich geleert. Meine Begleiter, wie auch ich selbst, zeigen bereits massive Ermüdungserscheinungen. So einigen wir uns schließlich darauf, der Messe nach einer letzten Runde den Rücken zu kehren. Während meiner vorangegangenen Streifzüge durch die Messehallen hatte ich mir immer wieder Notizen gemacht. Nun klappere ich eben diese Stände in Rekordzeit ab und schieße tatsächlich noch einige großartige Schnäppchen. Die Anreise am Sonntag bringt allerdings mit sich, dass bereits viele Dinge ausverkauft sind. Glücklicherweise gibt es immer noch mehr als genug Gelegenheiten Geld auszugeben. Nach einer letzten Abschiedsrunde machen wir uns langsam auf den Weg Richtung Parkplatz - glücklicherweise direkt vor der Halle.

Auch die Heimfahrt verläuft erstaunlicherweise ohne besondere Vorkommnisse. Noch nicht einmal der obligatorischen Stau um Köln herum hält uns auf. Und so erreichen wir relativ früh den Autobahnrastplatz mit dem Fast-Food-Restaurant, dass bereits in den 1990ern den Messeabschluss und die letzte Etappe der Heimreise signalisiert hat.

Das Fazit

Um ehrlich zu sein, war ich diesmal schlicht mit der Messe überfordert. In diesem Jahr stand für mich eindeutig der soziale Aspekt im Vordergrund - und nicht die Spiele. Einen Großteil meiner Zeit in den Hallen habe ich damit verbracht, Kontakte in die Verlagswelt aufzufrischen, die seit einiger Zeit brach lagen. Dazu kamen zahlreiche Treffen mit Bekannten und Freunden, so dass ich nicht annähernd so viel gesehen habe, wie ich wollte. Zudem ist das Angebot an Neuheiten viel zu groß, um alles an einem Tag aufzunehmen. Immerhin konnte ich einige Spiele von meiner Wunschliste ergattern und Lücken in diversen Sammlungen schließen.

Die Ausbeute
Das neue Konzept der Veranstalter gefällt mir sehr gut. Die Messe wirkt viel offener und übersichtlicher. Auch die Gruppierung der Stände innerhalb der Hallen ist strukturierter und folgt einer erkennbaren Logik. Ich vermisse den Messekatalog zwar bitterlich, aber der Verlag hat mit der App ein sehr probates Hilfsmittel geschaffen. So lässt es sich damit relativ einfach von Stand zu Stand navigieren - außerdem gibt es noch einiges an Zusatzinformationen. Ich kann nicht beurteilen, wie die Organisation an den vorangegangenen Messetagen war - zumindest am Sonntag gab es nichts auszusetzen.

Und schließlich noch die offiziellen Zahlen des Veranstalters, damit sich der Leser ein Bild von den Dimensionen der Messe machen kann: 193.000 Besucher, 935 Aussteller, 1.750 Neuheiten und 6 Hallen mit insgesamt 62.500qm.