16.-19. Oktober 2014
Gruga, Essen
Der erste Weg führte mich, eigentlich wie in jedem Jahr, zu Freebooter Miniatures um mir dort die Neuheiten für deren Piraten-Tabletop zu gönnen, mit der Mannschaft von Werner Klocke ein wenig zu schwätzen und die großartigen Demotische zu bewundern, die jedes Jahr für mich eines der Messe-Highlights sind. Auch der zweite Anlaufpunkt bei Megalith Games ist mittlerweile zu einem Standard geworden. Hier gab es ebenfalls wieder einige neue Figuren für das Tabletop Godslayer zu sehen, jedoch verschob ich den geplanten Großeinkauf auf einen späteren Zeitpunkt. Ich wollte nicht schon so früh am Tag kiloweise Zinnfiguren mit mir herum schleppen. Nachdem dieser, eher soziale, Teil meines Messebesuchs erledigt war, konnte ich mich an das Abarbeiten meiner recht umfangreichen To-Do-Liste machen. Dabei ging es in erster Linie darum, Einkäufe für Freunde zu erledigen, die es selbst nicht nach Essen schaffen konnten, aber auch einige Gespräche wollte ich an diesem ersten Tag schon führen. Daher war es recht praktisch, dass Green Eye Games ihren Stand in unmittelbarer Nähe hatten und ich mich dort nach dem Stand ihres Brettspiels erkundigen wollte, das vor gut einem Jahr über eine Crowdfunding-Plattform finanziert wurde. Der Liefertermin für das monströse Cthulhu Wars war mittlerweile schon deutlich überschritten und die bisherigen Aussagen zum definitiven Liefertermin waren bestenfalls schwammig. Aber auch vor Ort konnten Sandy Petersen und seine Mitarbeiter bis auf zwei Demo-Spiele immer noch nichts Handfestes vorweisen und auch die Antwort zum definitiven Liefertermin des Spiels blieben sie leider schuldig. Immerhin hatten sie schon das nächste spannende Projekt, das dann im nächsten Jahr gestartet wird als Vorab-Version dabei. Nachdem ich hier ein wenig meinem Frust über die lange Verzögerung Luft gemacht hatte, schlenderte ich deutlich entspannter, aber auch ein wenig planlos, weiter durch Halle 2 und machte einen Abstecher auf die Comic Action, die in erster Linie aus drei Verlagsständen, mehreren Händlern und natürlich der Zeichner-Allee bestand, die am Donnerstag aber erstaunlich leer blieb. Vor allem Panini Comics hatten hier wieder groß aufgefahren und, neben ihrem Verlagsprogramm, auch über die ganzen vier Tage verteilt immer wieder Zeichner und Autoren zu Gast, die fleißig Autogramme schrieben und sich den Fragen der Fans stellten. Wirklich interessante Dinge gab es hier jedoch für mich nicht zu entdecken, und so machte ich mich auf den Weg in Halle 4, die etwas, so zumindest mein Eindruck, stiefmütterlich behandelt wurde. Hier fand sich ein buntes Sammelsurium an Ausstellern, so auch beispielsweise der Schachbund NRW oder die Mage Company, die mit Machina Arcana ein durchaus vielversprechendes Steampunk-Horror-Brettspiel vor cthuloidem Hintergrund präsentierten, dass allerdings schon nach wenigen Stunden ausverkauft war. Immerhin wird es, wie mir der Entwickler sagte, im nächsten Frühjahr mit einem neuen Crowdfunding-Projekt wieder aufgelegt.
Die Messe ist für mich aber nicht nur ein Ort, wo ich mich hemmungslos meiner Sammel- und Spielleidenschaft hingeben kann, auch nutze ich die Gelegenheit immer wieder gerne, um mich mit Freunden und Bekannten zu treffen, die über das ganze Bundesgebiet verstreut sind. Bei diesen Gelegenheiten gingen wir dann unsere bisherigen Messeerlebnisse durch, auch Hinweise auf besonders lohnenswerte Schnäppchen oder Infos über interessante Spiele wurden dabei ausgetauscht. So kam ich auch auf 27th Passenger vom griechischen Verlag Purple Games, bei dem die Spieler als Meuchelmörder auf einer Zugfahrt durch New York ihre Konkurrenten identifizieren und eliminieren müssen. Deduktionsspiele fallen normalerweise nicht in mein Beuteschema, doch bei diesem sagten mir sowohl die Thematik als auch der Ablauf zu und so packte ich es kurz entschlossen in meinen Rucksack. Schließlich blieb ich noch an einer der zahlreichen Krabbelkisten hängen und fand tatsächlich einige unnötige Munchkin-Merchandise-Produkte, die unbedingt noch mit in meine Sammlung gehörten. Rein gefühlsmäßig gab es auch in diesem Jahr mehr Tabletop-Hersteller als bei den vorangegangenen Messen. Warlord Games sind mit ihren verschiedenen historischen Spielsystemen und Miniaturenserien schon fast zu einer festen Größe auf der SPIEL geworden und diesmal konnten sie sogar mit deutschen Übersetzungen einiger Regelwerke, beispielsweise Bolt Action, aufwarten. Auch Mantic waren schon öfters auf der Messe in Essen und in diesem Jahr sorgte vor allem ihr Tabletop zu den Comics und dem Film Mars Attacks für einige neugierige Blicke. Obwohl ich ein großer Fan des Films bin war ich weder von den Figuren noch vom eigentlichen Spielsystem sonderlich beeindruckt. Etwas anders sah es bei Prodos aus, deren Stand schon auf der SALUTE im Frühjahr dicht belagert war. Den Hauptteil machte dabei natürlich die Neuauflage des SciFi-Klassikers Warzone aus, doch viel spannender fand ich den Brettspiel-Tabletop-Hybriden Alien vs Predator, der mit einigen großartigen Miniaturen aufwarten kann und das, völlig überraschend, durch Crowdfunding finanziert und auch noch nicht käuflich zu erwerben war. Ich hatte in den Weiten des Internetzes zwar schon einige Bilder der Figuren gesehen, doch ein Blick in die Vitrine von Marrow Productions war deutlich eindrucksvoller.
Das dazugehörige Spiel, der Dungeon-Crawler Journey, selbst war für mich eher uninteressant, wäre es jedoch möglich gewesen die Figuren zu kaufen anstatt nur anzuschauen, so hätte ich hier sicherlich den einen oder anderen Euro ausgegeben. Nachdem ich mir die verschiedenen Tabletops quasi im Schnelldurchlauf angeschaut hatte, war es Zeit, um in einem der Außengelände noch ein wenig Herbstsonne und vor allem Sauerstoff zu tanken, denn die Luft innerhalb der Hallen wurde zusehends schlechter.
Nach dieser kurzen Pause baute ich jedoch spürbar ab, die anstrengende Fahrt im Regen und die Arbeit der vorangegangenen Tage machten sich bemerkbar. So kehrteich den Messehallen nach einer letzten kurzen Runde schon gegen 16 Uhr den Rücken um im Hotel einzuchecken. Obwohl es keinen hoteleigenen Parkplatz gab, fand sich in unmittelbarer Nähe eine einigermaßen komfortable Parkmöglichkeit und auch die Reservierung im Hotel selbst hatte funktioniert. Das dritte Bett, dass in meinem Zimmer stand war zwar etwas störend, wurde aber doch recht schnell vom freundlichen und bemühten Personal entfernt. Allerdings konnten auch diese nichts an den Bauarbeiten ändern, die die Wände des Hotels erbeben ließen. Da also an ein kurzes Mittagsschläfchen derzeit nicht zur Diskussion stand, machte ich mich in Oberhausen auf die Suche nach etwas Essbarem und wurde schließlich am Hauptbahnhof bei einer großen amerikanischen Fastfood-Kette fündig. Nach dem Essen und einem kleinen Spaziergang kehrte ich wieder ins Hotel zurück, wo die Bauarbeiter mittlerweile ihren verdienten Feierabend angetreten hatten. An Erholung war jedoch immer noch nicht zu denken, da die Klimaanlage anscheinend ein Eigenleben entwickelt hatte und statt der gewünschten 20° C deutlich höhere Temperaturen herrschten. Bei geöffnetem Fenster zu schlafen war leider auch keine Option, da der Verkehr die ganze Nacht hindurch über die, in unmittelbarer Nähe gelegene, Hauptstraße donnerte.
Nicht wirklich ausgeruht, aber dafür durch ein recht leckeres Frühstück gestärkt ging es dann am Freitag in die zweite Runde. Nachdem ich mir am vorigen Tag schon einen ersten Überblick verschafft und einige Schnäppchen geschossen hatte, war es für mich an der Zeit die neuen Spiele auch wirklich intensiv anzutesten. Den Anfang machte hier Lobotomy, das vom Miniaturenhersteller Titan Forge vorgestellt wurde. Eigentlich handelte es sich bei dem Spiel um einen einfachen Dungeon-Crawler, doch die Hintergrundstory um die Patienten einer Nervenheilanstalt und die Spielmechanismen machten das gute Stück für mich extrem interessant. Ich hätte es auch sofort mitgenommen, wenn es denn schon zum Verkauf gestanden hätte. Doch der Autor sagt mir lediglich, dass die Firma irgendwann im nächsten Frühjahr eine Crowdfunding-Kampagne startet um das Spiel zu finanzieren. Nicht das einzige Mal, dass ich diesen Satz in den folgenden Tagen hören musste. Direkt am Tisch nebenan wurde ein weiteres Kickstarter-Projekt vorgestellt, Demigods Rising, eine Mischung aus Brettspiel und Tabletop, das mich vor allem der Figuren wegen interessierte. Meine Zeit reichte diesmal leider nicht mehr für ein Testspiel aus, doch konnte ich ein nettes Gespräch mit dem Übersetzer der deutschen Version führen, der mir einige der Spielmechanismen und -abläufe erläuterte. Zwischenzeitlich hatte ich eine SMS bekommen, dass nun ein Platz für Paragon in Halle 1 frei wäre.
Danach war es langsam Zeit für eine kurze Mittagspause und ich suchte mir eine gemütliche Ecke in einer der Außenflächen. Hier kamen mir einige Bekannte entgegen, die normalerweise im Rollenspielladen meines Vertrauens in Mainz zu finden sind und wir tauschten uns ein wenig über lohnenswerte Spiele, Schnäppchen und die noch unvollständigen To-Do-Listen aus. Nachdem der Flüssigkeitshaushalt wieder ein wenig aufgefüllt war, ging es dann zur zweiten Runde in die Halle 2.
Für einen Freitag war immer noch ungewöhnlich viel los und auch die Aussteller mit denen ich mich unterhielt, konnten sich über mangelnde Interessenten nicht beklagen. So herrschte auch bei einigen weiteren Spielen, die eigentlich auf meiner Liste standen, weiterhin reger Andrang und so verschob ich diese auf einen späteren Zeitpunkt. Stattdessen machte ich einen kurzen Abstecher zu Christian Günther, einem der Autoren des großartigen Endzeit-Rollenspiels Degenesis, der bei Ulisses Spiele einen Platz gefunden hatte. Nachdem wir uns ein wenig über die weitere Planung zum Rollenspiel und die Frage warum es bis zur Neuauflage so lange gedauert hatte unterhalten hatten, ging ich ein paar Meter weiter zum Stand der Ninja Division. Unter diesem Label hatten sich mehrere US-amerikanische Hersteller zusammen gechlossen und deren Demo-Teams für das futuristische Skirmish-Tabletop Relic Knights und den Dungeon-Crawler Super Dungeon Explore mit seinen knuddeligen Figuren waren auch vor Ort, erteilten bereitwillig Auskünfte und verkauften natürlich auch nach Kräften Figuren und Spiele. Allerdings hatte ich gehofft, das auch Anima: Tactics, immer noch eines meiner liebsten Tabletops, mit im Gepäck wäre und ich vielleicht ein paar Worte mit den Verantwortlichen wechseln könnte. Leider gab es das Spiel weder zu sehen noch zu kaufen, ebenso war von Helldorado keine Spur zu entdecken, auf das ich mich eigentlich auch gefreut hatte. Etwas ungewöhnlich war der Stand schräg gegenüber von Legacy Game Home Design aus Frankreich. Diese hatten weder Spiele noch Figuren im Angebot sondern stellten einige ihrer handgefertigten Spieltische aus. Sicherlich eine großartige Idee und auch die Ausführung machte, zumindest auf den ersten Blick, einen ausgesprochen soliden Eindruck, aber bevor ich mir einen Tisch zum Preis eines Kleinwagens hole, habe ich doch noch einige Projekte bei denen ich mein Geld sicherlich sinnvoller anlegen kann.
Nachdem ich fast den ganzen Tag in Halle 2 verbracht hatte, wollte ich noch einen kurzen Abstecher in Halle 3 machen, die ich bisher erfolgreich gemieden hatte, um mir dort das Angebot der eher klassischen Brettspiele anschauen. Während sich die anderen Hallen und auch das Freigelände doch merklich geleert hatten, herrschte hier immer noch ziemliches Gedränge und so schob ich mich an den Ständen von Kosmos, Amigo, iello und Pegasus Spiele vorbei um zumindest einen kurzen Blick auf die Neuheiten zu erhaschen. Auch gelang es mir endlich den Stand der Alderac Entertainment Group zu finden, an dem ich am Vortag mehrere Male vorbei gelaufen war, ohne ihn zu entdecken. Hier wollte ich mir eigentlich eine besondere Ausgabe von Love Letters mit asiatischem Artwork holen, doch die war leider schon seit dem ersten Messetag ausverkauft. Interessant war für mich ebenfalls die Luxusausgabe des Kartenspiels Doomtown Reloaded, allerdings hätte sie mein Budget dann doch ein wenig über Gebühr strapaziert. So drehte ich noch eine abschließende Runde in der Halle und machte mich langsam zum vereinbarten Treffpunkt auf, wo wir mit einigen Freunden und Bekannten die weitere Planung des Abends durchgehen wollten. Auf dem Weg dorthin stellte ich mit einiger Verwunderung fest, dass in der Shopping-Straße des Heidelberger Spieleverlags fast nichts los war und so schlenderte ich relativ gemütlich auch einmal durch die Berge der angehäuften Spiele, fand aber nichts wirklich Spannendes.
Der abendliche Ausflug ging dann ins Oberhausener CentrO, wo wir traditionell dem dort ansässigen griechische Restaurant einen Besuch abstatteten. Der anschließende Pub-Besuch fiel dann jedoch aus, da die Kneipe einige Monate zuvor abgebrannt und noch nicht wieder neu aufgebaut war. Zurück im Hotel hatten einige Gäste, die offensichtlich ebenfalls auf der SPIEL gewesen waren, schon die Tische im Foyer in Beschlag genommen und probierten einige neue Errungenschaften aus. Auch meine Bekannten wollten noch nicht ins Bett und lieber das eine oder andere Spiel antesten, aber ich war ziemlich erledigt von der Messe und auch die ersten Anflüge einer Erkältung überzeugten mich, dass es vielleicht besser wäre ins Bett zu gehen.
Dies stellte sich am nächsten Morgen als ausgesprochen gute Entscheidung heraus, da ich frisch geduscht, durch ein ausgiebiges Frühstück gestärkt und somit einigermaßen erholt schon vor dem Eingang des Hotels wartete, während meine Mitfahrer immer noch leichte Probleme damit hatten die Augen aufzuhalten und etwas abgeschlagen in Richtung der Autos schlurften. Schon am Vortag fanden einige rege Diskussionen darüber statt, welchen Einfluss der Streik der Zugführer auf die Besucherzahlen der Messe haben würde, grade im Ruhrgebiet wird ja gerne der gut ausgebaute Öffentlichen Personennahverkehr genutzt. Zumindest auf den Straßen war kein sonderlich großes Verkehrsaufkommen zu bemerken und so kam ich, ohne größere Schwierigkeiten, und noch vor 9 Uhr an den Messehallen an. Ich nutzte die relative Ruhe vor dem eigentlichen Messebeginn um mit einige Ausstellern zu sprechen, die zu diesem Zeitpunkt noch recht entspannt und gut bei Stimme waren. Bisher waren alle meine Gesprächspartner angenehm überrascht über die Besucheranzahl, vor allem der sonst traditionell eher schwache Freitag war ausgesprochen gut gelaufen, was wahrscheinlich auf die Schulferien in Nordrhein-Westfalen zurückzuführen war.
Mittlerweile waren meine mitgebrachten Vorräte aufgebraucht und ich benötigte dringend Koffein, Zucker und vielleicht auch noch ein paar Kohlenhydrate. Glücklicherweise hatte sich das Cateringangebot der Messe im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren wesentlich verbessert und so hatte ich die Wahl zwischen Bockwurst, Brezeln, Döner, Schnitzel, verschiedenen asiatischen Gerichten oder Crêpes. Schließlich entschied ich mich für eine (erstaunlich leckere) Currywurst mit Pommes Schranke und zwei Stände weiter gab es dann noch eine Cola zum Nachtisch. Auch andere Messebesucher waren eigentlich ganz zufrieden mit dem Essensangebot auf der Messe, doch musste man dabei stets das Preisgefälle im Auge halten. Beispielsweise gab es die günstigste 0,5-Liter-Flasche Cola für 2,50 Euro, dabei musste noch nicht einmal Pfand gezahlt werden, beim teuersten Anbieter konnte der Durstige dagegen stolze 3,80 Euro für das gleiche Getränk hinlegen (zuzüglich Pfand). Aber ich war ja nicht wegen des kulinarischen Angebotes in den Gruga-Hallen, sondern wollte mir noch ein paar Spiele anschauen, daher ging es nach diesem kurzen Intermezzo wieder weiter.
Da die meisten Messebesucher schon lange auf dem Heimweg waren gestaltete sich die Fahrt zum Hotel recht stressfrei, was mir die Gelegenheit gab mich auf dem Zimmer noch ein wenig zu erholen bevor es wieder in die Stadt auf Nahrungssuche gehen sollte. Leider musste der ursprünglich geplante Besuch beim Mexikaner abgesagt werden, statt dessen sorgte eine Pizzeria in der Nähe des Hotels für die Verköstigung. Dafür, dass es schon relativ spät und der Mann hinter der Theke alleine war, landeten das gute Dutzend Pizzen (und zwei Dönerteller) erstaunlich schnell auf unseren Tischen und es ging nach einem recht umfangreichen Abendessen wieder in Richtung Hotel. Auch an diesem Abend verzichtete ich auf eine abschließende Spielrunde, sondern machte mich lieber daran, meine bisherigen Errungenschaften einigermaßen sicher zu verstauen, so dass ich mich am Sonntag nicht mehr allzu lange mit Packen aufhalten musste.
Der letzte Messetag ist zwar normalerweise der ruhigste der vier Tage, aber dennoch werden die meisten Besucher von einer unerklärlichen Hektik getrieben um noch schnell einige Dinge einzukaufen. Ich konnte diesem Tag jedoch relativ gelassen entgegen sehen: Ich hatte alles gekauft, was auf meinen diversen Listen stand, dazu noch einige Dinge mehr, von denen ich nicht einmal gewusst hatte, das sie überhaupt existierten, viele neue und spannende Spiele gesehen und einige sehr nette und informative Gespräche geführt.
Zum Abschluss der Messe nahm ich einen letzten Anlauf um mir in Halle 3 noch einige Dinge anzuschauen, vor allem faszinierte mich der Kinetic Sand, der von verschiedenen Herstellern unter unterschiedlichen Bezeichnungen angeboten wurde und in dem man, mittels kleiner Förmchen, spielen konnte.
Schließlich schaffte ich es doch noch zu den Heidelberger um mir einige Spiele aus der Nähe anzuschauen, beispielsweise den neuesten Ableger des Star Wars-Franchise, Imperial Assault. Ohne jetzt näher in die Spielmechanismen einzutauchen besteht doch eine gewisse Ähnlichkeit mit anderen Spielen des Verlags, beispielsweise Doom oder Descent. Aber andererseits kann der Spieler als Darth Vader den Rebellenabschaum bekämpfen, was das Spiel für mich schon wieder sehr reizvoll macht. Die Brettspielvariante von The Witcher konnte mich während der kurzen Demo dagegen nicht wirklich überzeugen, vielleicht muss ich mich jedoch noch einmal intensiver mit dem Spiel auseinander setzen. Über recht beeindruckendes Spielmaterial verfügte ebenfalls Shadows Of Brimstone, das bisher nur in Englisch vorliegt und die Spieler in den Wilden Westen führt und dort mit monströsen Kreaturen konfrontiert. Die Regeln sind solide, die Figuren wirklich eindrucksvoll und das Setting recht stimmig, dennoch bin ich mir ziemlich sicher, das die Welt nicht noch ein Dungeon-Crawl-Brettspiel braucht, das über Crowdfunding finanziert wurde. So kehrte ich dann dem Stand langsam den Rücken, viele der ausgestellten Spiele waren zwar interessant und werden sicherlich irgendwann auch in meine Sammlung wandern, aber ein wirklicher Wow-Effekt wollte sich diesmal nicht einstellen.
Danach war es langsam an der Zeit, mich von meinen Freunden und Bekannten zu verabschieden und meine Mitfahrer einzusammeln. Schließlich konnte ich doch nicht mehr den Verlockungen der Panik-Einkäufe widerstehen und so wanderten noch einige weitere Spiele und Figuren in meine Tasche, bevor ich endlich den Parkplatz erreichte und der SPIEL '14 endgültig den Rücken kehrte.
Die von der Messeorganisation veröffentlichten Zahlen lesen sich durchaus eindrucksvoll: fast 160.000 Besucher und über 830 Aussteller sind eine deutliche Steigerung gegenüber dem letzten Jahr, was sich auch mit meinem persönlichen Eindruck deckt. Es war an allen vier Tagen viel Betrieb in den Hallen, wobei der Samstag mit Abstand der vollste Tag war. Aber auch an den anderen Tagen benötigte man schon etwas Geduld, Glück oder Beziehungen um ohne weiteres eine Proberunde zu spielen. Die neue Hallenaufteilung gefiel mir dabei recht gut, auch die Verteilung der Stände war deutlich besser gelungen und abwechslungsreicher als noch vor zwei Jahren.
Wirkliche Trends, auf die sich alle namhaften Verlage stürzten, fehlten in diesem Jahr oder ich konnte sie zumindest nicht identifizieren. Natürlich sind Zombies nach wie vor ein Thema, zu dem viele Verlage Spiele beisteuern, auch der Steampunk-Hintergrund wird nach wie vor gerne genutzt und Spiele zu Filmen, Büchern und Computerspielen sind auch nicht mehr aus der Branche wegzudenken. Wirklich auffällig waren auf der SPIEL jedoch die Versuche das traditionelle Brettspiel über Apps mit Smartphones und Tablets zu verknüpfen und so vielleicht neue Spielerschichten zu erreichen. Die Ansätze dazu sind teilweise gar nicht schlecht, aber ob sich dieses Konzept durchzusetzen vermag möchte ich eher bezweifeln. Ich habe noch das Bild zweier Spieler vor Augen, die entweder das Spielbrett oder das Tablet fixierten und dabei kaum noch miteinander kommunizierten. Spielen ist für mich aber vor allem eine sehr soziale, kommunikative Beschäftigung, und wenn diese Komponente wegfällt, dann kann ich mich auch direkt vor den Computer setzen und online spielen.
Was mir auf dieser Messe allerdings fürchterlich auf die Nerven ging, war die Schwemme an Crowdfunding-Spiele, die entweder noch nicht fertig oder erst in der Planung oder schon wieder ausverkauft waren. Ich gehe als Konsument eigentlich auf die SPIEL um dort Dinge zu kaufen, nicht um mir Dinge anzuschauen die vielleicht irgendwann eventuell einmal kaufen kann. Sicherlich ist es grade für junge Verlage wichtig eine Anschubfinanzierung für ihre Projekte zu bekommen, vor allem wenn es sich um umfangreiche Brettspielprojekte handelt. Aber wenn etablierte Verlage damit anfangen wird es schon fast ein wenig lächerlich und ich fühle mich als Verbraucher verladen. Nachdem ich anfänglich eigentlich auch sehr aufgeschlossen dieser Idee gegenüberstand, ist es mittlerweile für mich schon fast zu einem Ausschlusskriterium geworden, wenn ein Spiel nur über Crowdfunding zu beziehen ist. Lieber verzichte ich dann auf die zahlreichen Goodies und warte bis es tatsächlich im Laden steht.
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