Support: Meystersinger
Freitag, 14. Februar 2014
Das Bett, Frankfurt
Eher durch Zufall, beim Besuch eines anderen Konzertes, erfuhr ich vor einigen Tagen, dass Die Kammer zum Release ihres zweiten Albums Season 2: Views From The Inside im Frankfurter Bett
ein kleines Konzert spielen wollten. Bisher kannte ich die Band nur von
vereinzelten Sampler-Beiträgen und hatte mich auch noch nicht wirklich
intensiv mit ihrer Musik beschäftigt. Jedoch machte mich die nicht
alltägliche Besetzung mit zwei akustischen Gitarren, Schlagzeug, zwei
Violinen, Cello und Tuba neugierig. Daher entschloss ich mich
kurzerhand, an einem sonst eher ereignislosen Freitagabend, einen
Abstecher nach Frankfurt in die Schmidtstraße zu machen.
Auf meine Nachfrage wurde mir bestätigt, dass es noch ausreichend
Karten an der Abendkasse geben würde. Daher schreckte mich die relativ
lange Schlange vor dem Eingang auch nicht sonderlich ab, die sich schon
deutlich vor der eigentlichen Öffnungszeit um 20 Uhr gebildet hatte.
Kurz nachdem ich meine Karte abgeholt und mich in die Menge der
Wartenden eingereiht hatte, öffneten sich auch die Türen und es ging im
Gänsemarsch vorwärts. Schließlich hatte ich mich mit dem Gros der
Besucher an der Garderobe vorbei in den Saal gedrückt und mir an der
Theke eine Kleinigkeit geholt um die Lippen zu befeuchten. Der Innenraum
des Bett füllte sich erstaunlich schnell und ich nutzte die
kurze Ruhepause zwischen zwei Besucherwellen, um dem schicken
„Feinkostladen“ mit dem Merchandise einen kurzen Besuch abzustatten und
mir den frisch erschienenen Silberling zu holen. Mittlerweile wurde die
Beleuchtung verdächtig heruntergedimmt und ich beeilte mich, mir einen
Platz zu sichern, von dem aus ich das Geschehen auf der Bühne gut im
Blick haben würde.
Sogar etwas überpünktlich, kurz vor 21 Uhr, betrat dann auch die
Vorband die Bühne, um dem Publikum die Wartezeit auf den Hauptact ein
wenig zu verkürzen. Meystersinger aus Berlin ist das derzeitige
musikalische Projekt der umtriebigen Luci van Org, bei dem sie zusammen
mit dem Sänger und Schauspieler Roman Shamov elektronische Musik mit
deutschen Texten kombiniert. Alleine optisch fiel das Duo schon deutlich
aus dem Rahmen: Gekleidet in etwas merkwürdige weiße Gewänder, mit
Schiffchen auf dem Kopf und Leuchtringen an den Fingern, waren die
beiden ein echter Blickfang. Als dann noch im Laufe des Auftritts kleine
Filmchen, Bilder und sogar ein Pong-Spiel auf die Kleidung projiziert
wurde, war die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums garantiert. Auch
musikalisch bot die Band eine recht breit gefächerte Palette. So
reichten die Stücke von dezenter Hintergrundkulisse bei „Geht´s Dir gut
da, wo Du bist?“ über Elektrostücke bis hin zu dem arg Techno-lastigen
„Ja, ich will!“ von der letztjährigen Berliner CSD-Parade. Die Texte
drehten sich zumeist um Beziehungen mit all ihren Höhen, Tiefen und
Variationen, mal melancholisch, mal euphorisch, aber immer mit einem
kleinen ironischen Augenzwinkern. Nach leider nur einer halben Stunde
setzte die Band dann mit „Am Ende aller Dinge“, meinem Favoriten, einen
gelungenen Schlusspunkt unter ihren Auftritt.
Nachdem das Spektakel auf der Bühne vorbei war, hatte ich endlich die Gelegenheit mich ein wenig umzuschauen: Falls das Bett
an diesem Abend nicht komplett ausverkauft war, so fehlte zumindest
doch nicht mehr allzu viel. Der Versuch mir in der kurzen Umbaupause an
der Theke etwas zu trinken zu holen scheiterte dann auch schon im Ansatz
kläglich. Zwischen den dichtgedrängten Gästen gab es kaum ein
Durchkommen und so zog ich mich, immer noch durstig, wieder auf meinen
Platz zurück. Glücklicherweise war die Wartezeit bis zum Auftritt von Die Kammer
nicht sonderlich lang und ziemlich genau um 21.30 Uhr betraten die
sieben Musiker, für einige von ihnen war der Auftritt in Frankfurt in
Heimspiel, die Bühne.
Die Band, um die beiden musikalischen Köpfe und Gitarristen
Marcus Testory und Matthias Ambré, startete mit „Slipping Around The
Corner“ vom neuen Album durch und präsentierte damit eine reinrassige
Folk-Nummer, die das Publikum vom ersten Takt an zum Mitmachen
animierte. Ebenfalls aus Season 2: Views From The Inside stammte
das etwas ruhigere „Be Careful“, bei dem der Schwerpunkt hauptsächlich
auf den Gitarren und dem Schlagzeug lag. Anschließend zeigte die Band
mit „The Line Of Last Resistance“, dass sie nicht nur die ruhigen Töne
beherrscht, sondern auch durchaus düsterer und rockiger klingen kann.
Dazu passend tauschte, zum einzigen Mal an diesem Abend, Dirk
Klinkhammer seine Tuba gegen einen E-Bass aus. Etwas älter waren die
vier folgenden Stücke, die eine ordentliche Mischung aus Folk, Klassik
und Rock boten und bei denen das Publikum nicht still stehen konnte.
Schließlich kam Die Kammer mit „The Orphanage“ zu meinem
persönlichen Konzerthighlight. Die Geschichte des Mädchens Sophie,
welches sich auf die Suche nach einer ominösen Kammer macht, setzte sich
auch mit dem darauf folgenden, dreiteiligen Stück „Sophie´s Circus“
fort. Beide Lieder wurden durch kurze Geschichten ergänzt, die vom
Synchronsprecher Matthias Keller stimmig vorgetragen wurden. Die Musik
passte sich dabei der Thematik durchaus an und hätte auch als
Zirkusmusik aus dem vorvergangenen Jahrhundert durchgehen können.
Vor
allem Tuba, Glockenspiel und Harmonika nahmen hier eine herausragende
Rolle ein und brachten das Publikum dazu, sich im Takt zu wiegen und
auch den Refrain lauthals mitzusingen. Nicht ganz so ausgelassen kamen
die folgenden Stücke „Praying Mantis“ und „Mirror“ daher, bei denen die
drei Streicher und auch die Gitarren die Führung übernahmen. Fast völlig
aus dem bisherigen Rahmen fiel dagegen „Riding The Crest“, mit seinen
ungewöhnlich harten Gitarren-Akkorden und Vocals die an die frühen Pearl Jam
erinnerten. Einen weiteren krassen Schnitt, thematisch und stilistisch,
vollbrachte die Band dann direkt anschließend mit der Moritat von der
„Sinister Sister“. Die Pfeifeinlage von Marcus Testory und die
malträtierten Geigen von Aline Deinert und Matthias Raue machten das
Stück zu einem ungewöhnlichen, aber herausragenden, Teil des Konzertes.
Mit „Hither and Tither“, einer sehr folkigen Nummer brachte die Band
noch einmal richtig Schwung in die Zuschauer, bevor der reguläre Teil
des Konzertes nach ziemlich genau 90 Minuten mit „Final Days“ endete.
Für dieses Stück gesellten sich auch noch einmal die beiden Meystersinger auf die Bühne und es endete mit der Vorstellung aller Beteiligten.
Nach nur einer kurzen Pause betraten die Musiker wieder die Bühne für
die erste Zugabenrunde. „The Invitation“, von der Band selbst als
Anti-Zugabestück und emotionale Gnackwatschn bezeichnet, verpasste, mit
seinem intensiven Gitarren- und Streichereinsatz und der melancholischen
Grundstimmung, der Laune des Publikums tatsächlich einen herben
Dämpfer. Glücklicherweise wurde das Tempo dann mit „Endangered Memories“
wieder ein wenig angezogen und es kam Bewegung in die Zuschauer, die
teils schon ein wenig irritiert geschaut hatten. Damit endete dann auch
die erste Zugabe und die Band zog sich für eine weitere, ausgesprochen
kurze, Pause in den Backstage-Bereich zurück.
Letzte Reserven wurden dann für das Moby-Cover „That´s When I Reach For My Revolver“ mobilisiert, das den Musikern aber auch dem Publikum noch einmal alles abverlangte. Gegen Ende des Stückes mussten die Musiker zwar eine wahre Konfetti-Dusche über sich ergehen lassen, nahmen es aber mit Humor und ließen sich fast gar nicht aus dem Takt bringen. Für einen stimmigen Ausklang sorgte „The Painter Man´s Spell“ mit dem Die Kammer nach fast zwei Stunden und zwei Zugaben schließlich ihren Auftritt beendete.
Viele der Besucher waren offensichtlich noch nicht in der Stimmung nach Hause zu gehen und so leerte sich der Saal nur schleppend. Immerhin hatten sich die Reihen nach gut einer Viertelstunde soweit gelichtet, dass ich mein Leergut abgeben konnte. Den Versuch, noch ein zweites Mal zum Merchandise durchzudringen und mir eines der schicken T-Shirts zu sichern gab ich jedoch schnell wieder auf, da sich hier immer noch viele Besucher drängten und darauf warteten die Unterschriften der Band zu ergattern. So lange wollte ich jedoch nicht mehr warten, daher machte ich mich, ein wenig müde und immer noch durstig, langsam auf den Heimweg.
Alles in allem habe ich den spontanen Ausflug ins Bett wieder einmal nicht bereut. Für einen durchaus fairen Preis bekamen die Zuschauer rund zweieinhalb Stunden spannende, abwechslungsreiche Musik von zwei glänzend aufgelegten Bands sowie einen gut gelaunten und redseligen Frontmann, der fast jedes Stück ausführlich, wenn auch mit einem etwas gewöhnungsbedürftigen Akzent, anmoderierte. Auch die Verantwortlichen bei der Licht- und Tontechnik machten einen sehr soliden Job und konnten sogar Sonderwünsche, wie beispielsweise nach existentialistischer Beleuchtung, problemlos erfüllen. Der Abend hat einmal mehr bestätigt, warum der kleine Frankfurter Club zu meinen liebsten Konzert-Locations zählt.
Letzte Reserven wurden dann für das Moby-Cover „That´s When I Reach For My Revolver“ mobilisiert, das den Musikern aber auch dem Publikum noch einmal alles abverlangte. Gegen Ende des Stückes mussten die Musiker zwar eine wahre Konfetti-Dusche über sich ergehen lassen, nahmen es aber mit Humor und ließen sich fast gar nicht aus dem Takt bringen. Für einen stimmigen Ausklang sorgte „The Painter Man´s Spell“ mit dem Die Kammer nach fast zwei Stunden und zwei Zugaben schließlich ihren Auftritt beendete.
Viele der Besucher waren offensichtlich noch nicht in der Stimmung nach Hause zu gehen und so leerte sich der Saal nur schleppend. Immerhin hatten sich die Reihen nach gut einer Viertelstunde soweit gelichtet, dass ich mein Leergut abgeben konnte. Den Versuch, noch ein zweites Mal zum Merchandise durchzudringen und mir eines der schicken T-Shirts zu sichern gab ich jedoch schnell wieder auf, da sich hier immer noch viele Besucher drängten und darauf warteten die Unterschriften der Band zu ergattern. So lange wollte ich jedoch nicht mehr warten, daher machte ich mich, ein wenig müde und immer noch durstig, langsam auf den Heimweg.
Alles in allem habe ich den spontanen Ausflug ins Bett wieder einmal nicht bereut. Für einen durchaus fairen Preis bekamen die Zuschauer rund zweieinhalb Stunden spannende, abwechslungsreiche Musik von zwei glänzend aufgelegten Bands sowie einen gut gelaunten und redseligen Frontmann, der fast jedes Stück ausführlich, wenn auch mit einem etwas gewöhnungsbedürftigen Akzent, anmoderierte. Auch die Verantwortlichen bei der Licht- und Tontechnik machten einen sehr soliden Job und konnten sogar Sonderwünsche, wie beispielsweise nach existentialistischer Beleuchtung, problemlos erfüllen. Der Abend hat einmal mehr bestätigt, warum der kleine Frankfurter Club zu meinen liebsten Konzert-Locations zählt.