[Messe] SPIEL '25
22. bis 26. Oktober 2025
Grugahallen, Essen
Die Vorbereitungen
In meinem regulären Beruf bin ich derzeit so stark eingespannt, dass ich mich nicht so intensiv auf die SPIEL vorbereiten, wie ich das eigentlich gewollt hätte. Akkreditierung (wieder einmal vielen Dank an das Team des Merz Verlag) und die Hotel-Buchung verliefen zwar wie gewohnt problemlos, doch schon beim geplanten Urlaub gab es einige Unstimmigkeiten. Glücklicherweise konnte ich mich durchsetzen und mir für die gesamte Messe frei nehmen. Da dies jedoch lange auf der Kippe stand, verzichtete ich auf meine sonst obligatorischen Termine.
Immerhin gelang es mir, mich über einige der Neuerscheinungen zu informieren und eine lange Liste mit Spielen zu machen, die ich unbedingt sehen wollte. Zeit für eine ausgedehnte Shopping-Tour und für Treffen mit Freunden wurde ebenfalls mit einkalkuliert. So machte ich mich also (gefühlt) mitten in der Nacht an einem regnerischen, stürmischen Mittwoch auf den Weg ins Ruhrgebiet.
Die ersten gut 25 Kilometer der Reise verlaufen dann auch reibungslos - bis mich ein Warnlämpchen im Armaturenbrett darauf hinweist, dass mein Auto einen Schluck Öl vertragen könnte. Als erfahrener Skoda-Fahrer habe ich selbstverständlich immer einen Liter auf Reserve im Kofferraum. Nach einem kurzen Zwischenstopp auf dem nahegelegenen Rastplatz will ich meine Fahrt fortsetzen, bemerke jedoch, dass Ticket und Parkausweis für die Messe nicht auf dem Beifahrersitz, sondern wahrscheinlich noch auf dem heimischen Schreibtisch befinden. Kurzerhand an der nächsten Ausfahrt umgedreht, die fehlenden Papiere eingesammelt und wieder zurück auf die A61.
Trotz dieser völlig unnötigen und selbstverschuldeten Verzögerung erreiche ich Essen und die Gruga-Hallen dennoch pünktlich zur Öffnung der Türen. Hier suche ich mir ein gemütliches Plätzchen, begrüße den einen oder anderen Bekannten und warte auf den offiziellen Start des Tagesprogramms.
Mittwoch, 22. Oktober 2025
Das Foyer ist gut gefüllt, nur wenige Plätze bleiben leer bei der traditionellen Pressekonferenz, die der Eröffnung der SPIEL vorangeht. Wie bereits im Vorjahr präsentieren Carol Rapp und Robin de Cleur einige harte Zahlen und Fakten zur Messe, aber auch zu Spielen generell. So kann sich die Branche 2025 erneut über einen recht ordentlichen Zuwachs freuen - interessanterweise zu einem guten Teil aus dem Genre der Tradings Cards gespeist. Auch Veränderungen, die die Messe direkt betreffen werden angesprochen. So ist mit der Halle 7 nochmals mehr Ausstellungsraum hinzugekommen, in der hintersten Ecke der Halle 4 ist für Diskussionen und Vorträge eigens ein weiter Bereich mit entsprechender Technik und zahlreichen Sitzplätzen eingerichtet worden. Ein größerer Diskussionspunkt war der Wegfall der Dauerkarten und die damit einhergehende komplette Umstellung auf Tages-Tickets. Die Begründung klang für mich durchaus nachvollziehbar, ob diese Regelung Bestand hat, wird das kommende Jahr zeigen.Nach diesem recht kurzen Überblick folgt die Verleihung des Deutschen Spielepreises. Wie bereits im Vorjahr haben sich die Veranstalter als "Gesicht" der Messe jemand Bekanntes herausgepickt. War es 2024 der Sänger Alea, so darf diesmal Mháire Stritter in vollem LARP-Outfit auf die Bühne. Frau Stritter ist seit vielen Jahren eine feste Größe im Rollenspielbereich und vor allem durch den Orkenspalter-Kanal etabliert. Nach einer kurzen Einführung und etwas Smalltalk folgt schließlich die Preisverleihung. Hier können sich HeidelBÄR Games gleich zwei Mal freuen. Zum einen gewinnt Die kleinen Alchimisten die Auszeichnung für das Kinderspiel und SETI bekommt noch vor Bomb Busters und Endeavor - Die Tiefsee den Hauptpreis.
Damit endet der offizielle Teil der Eröffnungs-Veranstaltung und die Türen in die Halle 8 öffnen sich. Hier präsentieren die Verlage bei der Neuheitenschau ihre Messe-Highlights. Für mich ist das einer der angenehmsten Momente der SPIEL, kann man doch in Ruhe und in entspannter Atmosphäre die zahlreichen Veröffentlichungen in Augenschein nehmen.
So gehe ich von Stand zu Stand und lasse mir viel Zeit, die Eindrücke aufzunehmen. Gelegentlich ergibt sich ein Gespräch mit einem der Verlagsverantwortlichen, beispielsweise bei Warlord Games, die die neue Edition ihres Weird War-Tabletops Konflikt '47 vorstellen. Die Denkriesen haben mit Velmohra ausnahmsweise mal kein Partyspiel am Start. Hier gibt mir der Autor netterweise einen Überblick über Ziel und Abläufe. Die Illustratorin Maxine Metzger legt mit Nocturnis ihr neues Spiel vor und Friedemann Friese plaudert über Fair Enough - das offizielle Spiel zur SPIEL. An separaten Ständen kann man sich sogar die frisch prämierten Spiele anschauen. Und auch hier ergibt sich die Gelegenheit zu einem Gespräch mit den Machern.
Insgesamt kann ich mir hier einen wunderbaren Überblick über Veröffentlichungen verschaffen, die ich in den kommenden Tagen noch genauer betrachten will. Ich verbringe erstaunlich viel Zeit mit den Neuheiten und versuche, so viele Eindrücke wie möglich aufzunehmen. Doch irgendwann ist es auch genug und ich streiche die Segel.Ich schaffe es grade so vor Beginn des Berufsverkehrs meine Unterkunft in Oberhausen zu erreichen. Hier nutze ich das verbliebene Tageslicht, um ein wenig durch die Stadt zu schlendern und noch einige Vorräte einzuholen. Nachdem dies erledigt ist, stellt sich die Frage des Abendessens. Da ich im letzten Jahr SEHR gute Erfahrungen mit den Burger Nerds gemacht habe und deren Restaurant nur wenige Meter vom Hotel entfernt ist, mache ich einen Abstecher dorthin. Am ersten Abend genügt mir ein (relativ) leichtes Essen - eine Pulled Pork Poutine.
Donnerstag, 23. Oktober 2025
Ich wache erstaunlich früh in meinem Hotelzimmer auf und fühle mich fürchterlich gerädert. Allerdings weiß ich nicht wieso - der vorherige Abend war eigentlich recht entspannt. Doch anstatt weiter im Bett herumzuliegen, mache ich mich schon bald auf den Weg nach Essen. Dies erweist sich als sehr, sehr gute Entscheidung, denn die Strecke von Oberhausen über Mülheim hin zur Messe wird nicht nur durch zahlreiche Baustellen und eine Straßensperrung erschwert, sondern auch durch den regulären Berufsverkehr. Mein Plan hatte eigentlich vorgesehen, im Umfeld der Gruga-Hallen noch ein kurzes Frühstück einzunehmen, doch fahre ich erst wenige Minuten nach 9 Uhr auf den Parkplatz. Die Hallentüren sind bereits geöffnet und so schließe ich mich kurzerhand der Menge an und lasse mich in die Halle 8, den Wartebereich, mittreiben. Durch den Wegfall der Halle 7 herrscht hier schon recht früh ein ziemliches Gedränge - auch der separate Eingang für Aussteller und Fachbesucher wurde dem Messeausbau geopfert. Glücklicherweise behält das Personal am Einlass den Überblick und bewältigt die Situation professionell.
Im Gegensatz zu vergangenen Besuchen auf der SPIEL habe ich mir für den heutigen Tag kein Programm vorgenommen. Der Donnerstag soll ganz im Zeichen des Konsums stehen!
Mit der Akkreditierung komme ich bereits kurz vor 10 Uhr durch die Tür. Diese relativ ruhige Phase nutze ich, um mir einen ersten Überblick in der neuen Halle 7 zu verschaffen. Bei der Gelegenheit mache ich mich direkt daran, die Einkaufsliste (und die meiner Mitspieler und Freunde) abzuarbeiten. Hinter dem Tor sehe ich dann auch schon den Stand mit offiziellem Merchandise. Taschen, T-Shirts und Plüschfiguren sind jetzt eher nicht meins. Dafür ergattere ich jedoch eines der wenigen Restexemplare von Fair Enough. Dabei geht es darum, möglichst viele (und zusammen passende) Dinge auf der Messe zu ergattern. Allerdings steht dafür nur eingeschränkte Zeit, dargestellt durch Kartenwerte, zur Verfügung. Also müssen die Spieler ihre Chancen abwägen, etwas taktieren und dürfen nicht zu gierig werden, sonst gehen sie leer aus.Ebenfalls bei der Neuheitenschau konnte ich einen Blick auf Agile Unicorn vom gleichnamigen Verlag werfen. Das schnelle, relativ einfache Kartenspiel um den Aufbau eines IT-Start-Ups konnte mich durch seine hübsche Aufmachung und die Thematik überzeugen. Hier ist es an den Spielern, Programmierer-Teams zu rekrutieren, um Aufgaben zu erfüllen und damit Punkte einzuheimsen. Jedes Teammitglied generiert Würfel - am Ende zählt das höchste Wurfergebnis. Der besondere Reiz kommt dabei durch die Möglichkeit, das eigene Team durch Bonuskarten zu unterstützen oder der Konkurrenz das Leben schwer zu machen. Dieser Kauf war zwar nicht eingeplant, aber mit so etwas muss man bei der Messe ja bekanntlich rechnen.
Mittlerweile ist eine gut halbe Stunde vergangen und die Spielewütigen stürmen in die Halle. Das Gros der Besucher benimmt sich einigermaßen gesittet, doch gibt es einige, die regelrecht durch die Gänge pflügen und dabei weder Rücksicht auf ihre Mitmenschen, noch die Stände nehmen.
Eine der ersten Anlaufstellen ist traditionell der Stand von Freebooter Miniatures, einem meiner liebsten Tabletop-Spiele. Neben den obligatorischen Messe-Miniaturen habe ich in diesem Jahr eine größere Wunschliste, die ich dem freundlichen Standpersonal in die Hand drücke. Aktuell kommt Freebooters Fate in meiner monatlichen Püppchenschubser-Runde auf den Tisch. Ich (und natürlich auch die potentiellen Mitspieler) brauchen daher entsprechende Verstärkung. Wir verbleiben so, dass ich Figuren und Bücher am Abend abhole. So bleibt den Freibeutern viel Zeit, die Sachen heraus zu suchen, und ich muss sie nicht mit mir herum schleppen.
Auch einige Ergänzungen zu Spielen aus dem letzten Jahr stehen relativ weit oben auf der Wunschliste. So wandert schon bald erste Erweiterung zu Dark Humor - Jetzt geht's übers Limit in meinen Rucksack. Das moralisch grenzwertige Kartenspiel vom Schnerring Verlag hat am heimischen Spieltisch bereits für den einen oder anderen Lacher gesorgt. Da kommt frisches Material grade recht.
Auch für mein heimliches Messehighlight 2024 gibt es reichlich neuen Stoff. Die Auswahl an "Seasons" beim Solo-Spiel Final Girl überfordert mich ein klein wenig, sind die Leute von Van Ryder Games anscheinend in den letzten Monaten recht produktiv gewesen. Die Horror-Thematik ist offensichtlich noch lange nicht ausgereizt: Razorface ist an Hellraiser angelehnt - einem meiner allerliebsten Filme. Daher kann ich an dem Set nicht vorbeigehen. Die filmische Referenz zu Mort ist mir dagegen grade nicht präsent. Aber passend zur SPIEL macht ein Serienkiller die "Mega Boardgame Convention" zu seinem Jagdgebiet und als Protagonistin steht man weit oben auf der Liste.
Ebenfalls eine meiner (angenehmen) Überraschungen 2024 war das asymetrische Zwei-Personen-Spiel Pagan. Wyrmgold haben dem Titel in diesem Jahr mit Aufbruch ins Unbekannte eine große Erweiterung spendiert, die das relativ sichere Roanoke hinter sich lässt. Und da ich schon mal vor Ort bin, kommen gleich noch zwei kleine Kartensets hinzu. So bleibt der Wettkampf zwischen Hexe und Hexenjäger spannend und abwechslungsreich.
Bei den Damen und Herren vom Kampfhummel Verlag aus der Schweiz halte ich mich dann tatsächlich etwas länger auf. Zum einen nutze ich die Gelegenheit, ein wenig mit der Autorin des grandiosen Ultraviolett zu plaudern. Zum anderen gibt es außerdem noch drei kleine, schnelle Partyspiele zu sehen. Da ich recht gut in meinem Zeitplan liege, nehme ich das Angebot für eine kurze Erklärung gerne an. Die Regeln zu Zwanzig Zentimeter, Analphabet Blödmann Currywurst und Lass es raus! sind, wie gewohnt, einfach gehalten, für größere Gruppen geeignet und sorgen wahlweise für hämisches Lachen oder peinlich berührtes Schweigen. Da ich immer auf der Suche nach dieser Art von Partyspiel bin, kommen die drei Spiele ebenfalls in die Tasche.Mittlerweile wird es Zeit für eine erste Pause. Wie bereits im letzten Jahr ist das Angebot was Speisen und Getränke angeht ausgesprochen vielfältig. Von klassischem Junk-Food und Soft-Drinks bis hin zu veganen Salat-Bowls und Unmengen Kaffee wird eigentlich alles abgedeckt. Als erfahrener Messe-Gänger spare ich mir allerdings die Wartezeiten in den Schlangen und die teils ordentlichen Preise. Stattdessen treffe ich mich in der ruhigen Ecke in einem der Außengelände (ausnahmsweise regnet und stürmt es grade nicht) und teile mit Freunden das mitgebrachte "Pausenbrot". Obst, Käse, Mini-Salamis und Müsliriegeln reichen, um den gröbsten Hunger zu stillen. Für den Abend ist dann noch ein richtiges gemeinsames Essen geplant.
Nach dieser dringend nötigen Auszeit stürze ich mich wieder voll Schwung und Elan ins Getümmel. Mittlerweile haben es anscheinend auch die letzten Besucher in die Hallen geschafft, denn das Vorankommen wird zunehmend schwieriger.
Meine Einkaufsliste sieht gar nicht mehr so beängstigend aus, wie heute morgen. Die Kleinigkeiten kaufe ich quasi im Vorbeigehen: Würfel, T-Shirt, zwei Art Prints und eine Handvoll Postkarten in der Artists Alley. Nachdem das Konzept einige Jahre von der SPIEL verschwunden war, lebt es nun wieder auf und wird, zumindest nach meinem Eindruck, von den Besuchern dankbar angenommen. Hier haben in drei, vier Gängen eine ganze Reihe von (hauptsächlich) Illustratorinnen ihre Stände aufgebaut und präsentieren ihre Werke. Die Bandbreite reicht dabei von knallbunten Yaoi- und Yuri-Zeichnungen, über klassische Fantasy-Motive, Postkarten, Kühlschrank-Magnete und Aufkleber mit jeglicher Thematik bis hin zu finsteren, cthuloiden Werken - von denen ich mir zwei sichere.
Nachdem ich im letzten Jahr gute Erfahrungen mit den Krimi-Dinnern von Samhain gemacht habe, schaue ich wieder am Stand des bayerischen Verlags vorbei. Am Vortag hatte mir Verlagschef (und Autor) Roger Krykon schon einen kurzen Abriss über die Neuheiten gegeben. Und tatsächlich kommen beide Titel für meine reguläre Spielrunde in Frage. Diesmal bekomme ich eine ausführlichere Beschreibung, an deren Ende mehrere der Spiele in meinen Besitz übergehen. Bei Gertrude lebt! Müssen die Spieler das Verschwinden der Weihnachtsgans beim örtlichen Feuerwehrverein aufklären. Klingt lustig und weicht von der üblichen finsteren Thematik dieses Genres ab. Das zweite Spiel, Horror Dinner - Haunted Hotel, ist dann wieder etwas typischer für mich. Hier gilt es Licht hinter das gewaltsame Ableben der Hotelbesitzerin zu bringen. Dass die Spieler dabei als "Verfluchte" bezeichnet werden, lässt auf einen interessanten Plot schließen. Mit Der Messerstecher von Whitechapel und Im Irrenhaus nehme ich schließlich noch zwei schmale, eher für Einsteiger oder eine kurze Spielrunde, geeignete spielbare Krimis mit.Nun fehlt mir eigentlich nur noch ein Abstecher in Halle 3, um dort den einen oder anderen Verlag heimzusuchen. Ich schaffe es auch tatsächlich, mich durch einen der Eingänge zu drängen, aber in den Gängen selbst ist kein durchkommen. Nach wenigen Minuten gebe ich entnervt auf und flüchte wieder zurück in die Halle 1, die kleinen Figuren und bunten Farben vorbehalten ist.
Ein Blick auf die Uhr verrät mir dann, dass es langsam Zeit wird, sich auf den Heimweg zu machen, will ich nicht auch dort im Stau stehen. So sammele ich meine bestellten Figuren ein, halte an dem einen oder anderen Stand noch ein Schwätzchen und bewege mich gemächlich Richtung Ausgang. All dies, und die Rückfahrt im auslaufenden Feierabendverkehr, nimmt jedoch so viel Zeit in Anspruch, dass ich nicht zurück ins Hotel, sondern direkt ins Centro zum Abendessen fahre. Doch auch hier setzt sich der Stau fort. Aufgrund einer Veranstaltung sind einige der Parkhäuser gesperrt und die eingesetzten Ordner kommen nicht wirklich gut mit der Situation zurecht. Dennoch gelingt es mir relativ pünktlich im Neon aufzuschlagen, wo meine Freunde bereits warten. Das griechische Restaurant ist schon seit vielen Jahren eine meiner Anlaufstellen, wenn es um gutes Essen geht und auch diesmal enttäuscht das überbackene Gyros nicht. Als wir uns schließlich verabschieden hat die Mall schon geschlossen und ich muss außen um den Gebäudekomplex gehen - was sich als netter Verdauungsspaziergang erweist.
Eigentlich wollte ich im Hotel meine Beute begutachten, doch ist es schon spät und drei Tage SPIEL liegen noch vor mir. So lasse ich mich schließlich vom Fernseher berieseln, bevor ich langsam wegdämmere.Freitag, 24. Oktober 2025
Diese Nacht verlief ähnlich unruhig wie die vorangegangene. Praktisch bei jedem Geräusch schrecke ich auf, nur um kurz darauf wieder einzunicken. Und erneut gebe ich kurz vor 6 Uhr auf, schäle mich aus dem Bett und verbringe die nächste halbe Stunde unter der Dusche. Einigermaßen wach verlasse ich das Hotel frühzeitig - verproviantiere mich aber auf dem Weg in einem örtlichen Supermarkt. Meine Navigationssoftware lotst mich allerdings zum falschen Parkplatz - und so verliere ich unnötig Zeit. Aber es reicht noch für einen Eiskaffee und ein Sandwich, bevor es erneut ins Getümmel geht.
Das Orga-Team hat aus der etwas unglücklichen Einlass-Regelung am Vortag Konsequenzen gezogen. Während die regulären Messebesucher wieder in den Eingang Ost strömen, bei dem jetzt die Ticket-Kontrolle vorgelagert ist, werden Aussteller und die Presse zum Eingang Nord umgeleitet. Ich glaube, in meinen 30 Jahren SPIEL habe ich die Hallen nie durch diese Türen betreten oder verlassen. Allerdings darf ich erst gegen 9.30 Uhr in den Eingangsbereich selbst und stehe noch gut 20 Minuten bei Wind und Regen nur unzureichend geschützt vor der Tür.
Schließlich lässt das Sicherheitspersonal uns doch passieren und ich beeile mich, in die Halle 6 zu kommen und mich ein wenig aufzuwärmen. Nachdem ich Vortag fast alle Einkäufe erledigt habe, steht mir der Freitag praktisch vollständig zur freien Verfügung.
Für den heutigen Tag habe ich in erster Linie die Halle 1 eingeplant, mit ihrem Schwerpunkt auf Tabletop. Aber auch einige Farbhersteller und Brett- sowie Rollenspielverlage hat es hierhin verschlagen. Den Anfang macht dabei natürlich der riesige Stand von Games Workshop. Wie im letzten Jahr richten die Briten wieder ihren prestigeträchtigen Mal-Wettbewerb Golden Demon auf der Messe aus. Noch gibt es allerdings in den Vitrinen nicht allzu viel zu sehen. Die wenigen bereits ausgestellten Miniaturen und Dioramen machen jedoch einen recht guten Eindruck - deutlich über dem Niveau, dass ich selbst zu meinen besten Mal-Zeiten erreichen konnte. Etwas ernüchtert nehme ich dennoch die Einladung des freundlichen Mitarbeiters an, innerhalb von 30 Minuten eine Figur mit sehr eingeschränkter Farbpalette zu bemalen. Ich bekomme also einen Space Marine in die Hand gedrückt, sowie eine Handvoll Contrast Paints und drei Pinsel und mache mich daran, Farbe auf die Miniatur zu bringen. Nach einer halben Stunde ist das Ergebnis zwar nicht wirklich überragend, aber auch gar nicht sooo schlecht.Da ich grade in Stimmung bin, mache ich mich am Stand von AK Interactive direkt über die nächste Figur her. Hier geht es mir allerdings darum, eine der Messeneuheiten auszuprobieren: Stifte anstatt Pinsel, um Figuren zu bemalen. Nachdem ich die Palette der ungewöhnlichen Utensilien ausprobiert habe, fällt mein Urteil doch eher ernüchternd aus. Weder die Deckung, noch die Kontrolle über die Farbe kann mich überzeugen. Wenn diese Stifte ihre Berechtigung haben, so hat sich mir diese bisher nicht erschlossen.
Weiter geht es zu Vallejo, die ihre neue Farbserie True Metallic Metal vorstellen. Wie man sich denken kann, handelt es sich dabei um reine Metallfarben. Allerdings unterscheiden sich diese doch in ihrem Verhalten und vor allem dem Aussehen deutlich von den bisher bekannten Farbtönen. Hier tobe ich mich an einer weiteren Figur aus und das Ergebnis kann sich tatsächlich sehen lassen. Entsprechend füge ich eine kleine Farbauswahl der langsam und stetig wachsenden Sammlung in meinem Rucksack hinzu.
Nach diesem kreativen Testlauf will ich jetzt Figuren über den Tisch schieben. Dafür bietet sich der Stand von Trench Crusade an. Das Skirmish kann nicht nur mit einem sehr speziellen Setting aufwarten, auch die Miniaturen (und die Deko) hinterlassen einen teils verstörenden Eindruck. Nach einem sehr schnellen und unterhaltsamen Demo-Spiel, habe ich noch die Gelegenheit, mich kurz mit dem Autor Tuomas Pirinen zu unterhalten. Neben einem Blick in den Prototyp des gedruckten Regelwerks kann ich auch die neuen Figuren im Kunststoff-Gußrahmen bewundern.
Da der Verlag anderen Herstellern erlaubt, Figuren vor diesem Hintergrund zu produzieren, ist es nicht wirklich überraschend, dass ich direkt nebenan bei Titan Forge schon zwei Kampftrupps und das dazugehörige Gelände entdecke. Aber eigentlich bin ich hier wegen des grandiosen Brettspiels Lobotomy und seinen Ablegern. Doch leider werde ich enttäuscht - es gibt nichts Neues zu sehen. Und auch die Fertigstellung der nächsten Erweiterung lässt auf sich warten.Die Zeit vergeht erstaunlich schnell und als ich das erste Mal eine Pause einlege, ist bereits mehr als der halbe Messetag vergangen. Trotzdem habe ich immer noch nicht alles an neuen Figuren gesehen, dass ich sehen möchte. So geht es also nach einer kurzen Verschnaufpause zurück in die Halle 1.
Direkt am Eingang haben wieder Remarkable Miniatures ihren Stand aufgebaut. Leider gibt es hier nur wenige neue Figuren als 3D-Drucke zu sehen. Da mir die sehr spezielle Interpretation von Märchen- und Sagengestalten recht gut gefällt, füge ich auch diese meiner Sammlung hinzu.
Gegenüber wird mit Shroudfall vom Verlag Gamebreakers (bzw. deren Vertreibspartnern) ein neues Skirmish-Tabletop-System vorgestellt. Ungewöhnlich gestaltete Figuren und sehr ansehnliches Gelände, verleiten mich zu einem kurzen Testspiel. Neben recht bekannten Abläufen bietet das Regelwerk zusätzlich eine Art Ressourcenmanagement, mit dem sich Sonderfähigkeiten der Charaktere aktivieren lassen. Sicherlich eine nette Idee und ein Grund, das Spiel im Auge zu behalten.
Ebenfalls durch beeindruckendes Gelände macht Butcher & Bolt auf sich aufmerksam. Auch dieses System zählt zu den Skirmish-Spielen, ist aber vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges angesiedelt. Das dazugehörige Regelbuch und die verschiedenen Szenarien werden (hoffentlich) durch eine Crowdfunding-Kampagne finanziert, die in Kürze starten soll. Mich erinnert das Ganze ein wenig an das altehrwürdige Computerspiel Commandos, mit dem ich seinerzeit viele Stunden verbracht habe. Auch daher für mich nicht ganz uninteressant - andererseits habe ich ein halbes Dutzend Spiele im Regal stehen, mit denen man ebendies darstellen kann.
Um die Ecke des Ganges herum haben Mantic etwas abseits ihren Platz gefunden. Hier gibt es einiges zu sehen, beispielsweise Epic Warpath, mit dem man gewaltige SciFi-Schlachten in kleinem Maßstab spielen kann. Was ich recht originell finde, ist die Idee, Tabletop-Adventskalender auf den Markt zu bringen. Hier stehen ganze vier Stück zur Auswahl unter anderem auch für die Umsetzung des Computerspiels Worms. Hinter jedem Türchen verbergen sich dabei Figuren, Würfel oder Geländeteile.
Mittlerweile hat sich die Halle merklich geleert und auch ich mache mich langsam, aber unaufhaltsam, auf den Weg Richtung Parkplatz. Als Abendprogramm ist ein gemeinsames Essen mit Freunden im benachbarten Mülheim geplant. So verstaue ich meine, diesmal relativ geringe, Ausbeute im Kofferraum und quäle mich durch den Feierabendverkehr. Allerdings hätte ich mir durchaus mehr Zeit lassen können, da meine "Mitesser" mit der Deutschen Bahn unterwegs sind. Diese hat verlässlich Verspätung - immerhin ganz 90 Minuten. Dafür warten dann am Ende im Mediterran leckere Tortelloni Giganti mit Steinpilzfüllung auf mich. Das Restaurant ist gemütlich, die Getränke reichlich und so schreitet der Abend unmerklich voran. Erst gegen Mitternacht schaffe ich es auf mein Zimmer und falle beinahe sofort auf das Bett.Samstag, 25. Oktober 2025
Der Samstag beginnt wie die beiden Tage zuvor auch - mit kurzem und nicht wirklich erholsamen Schlaf. So bin ich wieder frühzeitig am Eingang der Gruga-Halle und stärke mich mit den mitgebrachten Sandwiches und einer Thermoskanne Pfefferminz-Tee.
Diesmal habe ich mir eine Expedition in die Halle 3 vorgenommen - bisher war hier kein durchkommen. Auch das eine oder andere Testspiel steht noch auf meiner Agenda. Als ich mich langsam durch die Gänge vorarbeite, fällt mir der gelangweilte Mitarbeiter am Stand von Asmodee auf, der nur darauf wartet, mir eine Demo zu Arkham Horror - Das Kartenspiel zu geben. Obwohl ich alle anderen Spiele aus der Themenreihe habe und regelmäßig spiele, ist das Living Card Game bisher an mir weitgehend vorbeigegangen. Dies mag an meiner Abneigung gegen Sammelkartenspiele jeglicher Art liegen, oder aber an der schier unüberschaubaren Masse von Erweiterungen, Ergänzungen und Szenario-Packs, die es mittlerweile dafür gibt. Das kooperative Deckbuilding-Spiel stellt sich dann doch eher als Rollenspiel Light heraus. Stimmige Illustrationen, ein klassischer cthuloider Plot und der relativ kurzweilige Ablauf machen mich zumindest neugierig auf mehr. Vielleicht sollte ich dem Spiel doch bei Gelegenheit eine Chance geben.
Wenn ich schon in der Gegend bin, ist ein erneuter Blick auf die Exponate beim Golden Demon fällig. Mittlerweile sind die Vitrinen gut gefüllt und die Schlange der Maler, die ihre Stücke abgeben wollen, zieht sich um den halben Stand herum. Hier sind einige wirklich tolle Werke zu sehen - was mich fast wieder in Versuchung führt, zu Hause einen neuen Anlauf mit Pinsel und Farben zu wagen.
Nach diesem kurzen Intermezzo erreiche ich aber dann tatsächlich die Halle 3 - in der im Vergleich zu den vergangenen Tagen deutlich weniger los ist. Und um bei Tentakelmonstern zu bleiben, bahne ich mir einen Weg zum Stand von Chaosium. Dort wartet mit Miskatonic Tales - Journey to Innsmouth das letzte Spiel meiner Einkaufsliste auf mich. Das opulent ausgestattete Brettspiel bietet klassische Abenteuer vor dem Hintergrund des Cthulhu-Mythos, wobei auch hier der Rollenspiel-Aspekt viel Raum einnimmt. Eine kurze Erklärung des Spielprinzips und der Mechaniken lassen mich die Kaufentscheidung nicht bereuen.
Um Horror geht es auch einige Meter weiter bei till5am Games - allerdings um die trashige 1980er-Video-Variante. Bei Badflix Scareville muss man als garstiges TV-Monster, die Seelen der Fernsehzuschauer verschlingen. Beim Anspielen mit dem Autor entpuppt sich das Ganze als kurzweiliges Push-Your-Luck-Würfelspiel mit hübschen Illustrationen und originellem Setting. Leider ist das Spiel nicht zur Messe fertig geworden - aber es gibt eine Vorbesteller-Aktion, die ich in Anspruch nehme.
Nicht zu übersehen ist, wie immer, der Stand von Pegasus. Zahlreiche Neuheiten werden hier von dem emsigen Demo-Team präsentiert. Allerdings beschränke ich mich auf ein wenig Kontaktpflege und einen kurzen Überblick über die aktuellen Veröffentlichungen. Die (wirklich tollen) Bücher zum Cthulhu-Rollenspiel hatte ich mir ein paar Tage zuvor schon beim Dealer meines Vertrauen (dem Orcish Outpost in Mainz) zugelegt. Ansonsten gibt es hier noch einige Dinge, die Eindruck hinterlassen Vor allem der kooperative Deckbuilder Boss Fighters QR, bei dem der Endgegner durch eine App gesteuert wird. Generell stehe ich dem Einsatz von Elektronik bei "klassischen" Brettspielen eher skeptisch gegenüber, doch hier ist einer der Fälle, in denen es sinnvoll ist und auch funktioniert.
Nachdem es doch langsam voll wird, schlendere ich noch ein wenig durch die Gänge, bewundere die teils wirklich toll aufgemachten und exzessiv ausgestatteten Spiele. So bleibe ich länger bei Meeple Pug mit ihrem dämonischen Dark Blood stehen, lasse mir Beast von Studio Midhall zeigen und bin beeindruckt von Syncanite Foundation. Für eine Demo von Hell: Legends am Stand von Hodari Spiele ist dann tatsächlich doch noch Zeit. Der Fantasy-Dungeon-Crawler erinnert von Ablauf und Fähigkeiten-Mechanik frappierend einem klassischen Computer-Spiel; auch die Optik kann ihre Herkunft nicht verleugnen. Insgesamt hinterlässt es einen sehr positiven Eindruck - ob ich allerdings ein weiteres Spiel aus diesem Genre in meiner Sammlung brauche, wage ich zu bezweifeln.
Zwischenzeitlich mache ich immer wieder Abstecher in andere Hallen. Dabei habe ich insgesamt den Eindruck, dass sich die Besucher heute deutlich besser verteilen. Und das, obwohl die Freiflächen auf Grund des wirklich miserablen Wetters nahezu ausgestorben sind.
So komme ich grade rechtzeitig in Halle 4 an, in der auf der Bühne die Vorbereitung zu einer Rollenspielrunde laufen. Mháire Stritter leitet eine Runde Myranor, zusammen mit ausgewählten Größen der heimischen Rollenspielszene. Als besonderes Schmankerl für die zahlreichen Schaulustigen wird das Geschehen auf dem Spieltisch in bester LARP-Manier auf der Bühne umgesetzt. Sehr lustig und sehr schön anzuschauen - so wird dieses (immer noch) Nischen-Hobby ein Stückchen weiter massenkompatibel.
Da ich schon einmal in der Halle bin, schaue ich auch gleich noch bei Greenstuffworld vorbei. Neben zahlreichen Farben und Dioramenbau-Zubehör, greifen die Spanier die Idee anderer Farbhersteller mit den "Mal-Stiften" auf. Allerdings werden diese hier nicht fertig angeboten, sondern leer, so dass man sie mit den Farben der Wahl befüllen kann. Ich finde diese recht gelungen und probiere die Stifte aus. Am Ende nehme ich mir doch noch ein Set mit.
Nach einigen weiteren, relativ ziellosen Runden durch die Gänge, wird es wieder Zeit, mich in Richtung Ausgang zu begeben. Mittlerweile sind die Hallen recht leer, was mir die Möglichkeit gibt, mich endlich in einen der zahlreichen Grabbelstände zu stürzen, die ich bis dahin gemieden habe. Völlig überraschend werde ich (leider) fündig. Es sind ganze vier Erweiterungs-Sets für verschiedene Ableger des Zombicide-Brettspiels, die den Weg in den Rucksack finden, bevor ich mich schließlich auf den Weg zum Parkplatz mache.
Angekommen im Hotel gönne ich mir eine kurze Verschnaufpause und sichte meine Schätze. Fit bin ich zwar nicht mehr, aber ein weiteres gemeinsames Essen, diesmal wieder bei den Burger Nerds, lasse ich mir nicht entgehen. Der Philly Chili Cheese Burger ist eine Obszönität aus Fleisch, Käse, Sauce und einem Berg Pommes Frites. Aber eben auch sehr lecker und nach einem harten Messetag genau das Richtige.
Eigentlich hatte ich überlegt, als Abendprogramm den Kulttempel mit der dortigen Gruftie-Party heimzusuchen. Allerdings sprechen die einsetzende Freßnarkose, das wirklich miserable Wetter und meine allmählich aufkommende Erschöpfung dagegen. So bleiben wir noch ein wenig im Diner sitzen, lassen das Gesehene Revue passieren und tauschen Tipps für den Sonntag aus. Als ich mein Hotelzimmer erreiche, ist es schon fast Mitternacht - daher sehe ich zu, wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu ergattern.
Sonntag, 26. Oktober 2025
Ich habe völlig verdrängt, dass in der Nacht die Uhr umgestellt wurde. Das erklärt wahrscheinlich mein Jet-Lag als ich morgens deutlich vor dem Wecker aufwache. Immerhin bleibt mir so ausreichend Zeit, die Habseligkeiten zusammenzusuchen und in mehreren Gängen ins Auto zu verfrachten. Offensichtlich laufe ich noch immer neben der Spur, als ich die Key-Card im Zimmer vergesse. So muss ich die Dame an der Rezeption bemühen, dass sie mir aufschließt, bevor ich Jacke und Rucksack einsammeln und auschecken kann. Kein gutes Vorzeichen für den letzten Messetag!
Noch auf der Fahrt zur Messe erreichen mich mehrere Nachrichten von Bekannten, die Bilder in meinem Social Media-Status gesehen haben und nach Spielen fragen. So kommt es, dass ich unverhofft doch noch eine Handvoll Spiele mitbringen muss. Glücklicherweise geben die Barschaft und der Lagerraum im Auto das her.
Entsprechend führt der erster Weg zu iDventure, die sich mit ihren tollen Puzzleboxen einen Namen gemacht haben. Ein Besuch hier steht sowieso auf dem Programm, da ich den Chef schon seit vielen Jahren aus meiner Zeit in Düsseldorf kenne. Neben etwas Smalltalk und einem Ausblick auf die Neuheiten habe ich auch Gelegenheit mit dem Designer der Boxen zu sprechen. Für mich eine spannende Angelegenheit, da ich überhaupt nicht wüsste, wie ich bei der Entwicklung solcher Puzzle vorgehen sollte. Schließlich erledige ich meinen Auftrag und packe die Cluebox - Cambridge Labyrinth ein.
Bevor ich die nächsten Punkte auf meiner To-Do-Liste abhandele, schaue ich noch kurz bei Ravensburger vorbei. Hier kann man schon eine Vorab-Version von Labyrinth Chronicles bestaunen - eine Generalüberholung des allseits beliebten Klassikers. Auch den Ableger Horrified: Dungeons & Dragons gibt es zu sehen. Als alter Rollenspieler finde ich die Umsetzung natürlich nicht uninteressant - andererseits unterscheidet sich das Spiel nicht gravierend von seinem Vorgänger.
Weiter geht es in Halle 3 - doch anscheinend habe ich diesmal zu lange gezögert: das letzte Exemplar von Dark Blood ist verkauft! Das verpasst meiner Stimmung einen leichten Dämpfer und so beeile ich mich, die anderen Sachen möglichst schnell zu jagen. In kurzer Folge wandern eine weitere Erweiterung zu Dark Humor, limitierte Messe-Würfel, einige 3D-gedruckte Untersetzer, zwei Zeichnungen, noch mehr Figuren und ein Farb-Set in meinen Rucksack.
Nach diesem letzten Exzess wird es langsam Zeit, der Messe den Rücken zu kehren. Allerdings muss ich mich noch von verschiedenen Leuten verabschieden, so dass sich mein Rückweg zum Auto deutlich länger hinzieht, als ich geplant hatte. Doch kurz nach 15 Uhr habe ich es tatsächlich geschafft und den Rucksack im Kofferraum verstaut. Der Heimweg verläuft angenehm unaufgeregt - von mehreren Baustellen und gelegentlich stockendem Verkehr abgesehen. Zu Hause angekommen, halte ich mich nicht großartig damit auf, die Errungenschaften wegzuräumen. Stattdessen bilde ich verschiedene Stapel mit den Einkäufen, die ich in Laufe der nächsten Tage an ihre künftigen Besitzer weitergebe.
Das Fazit
Mein Plan, an verschiedenen Tagen unterschiedliche Schwerpunkte zu setzen, hat für mich sehr gut funktioniert. Ich musste nicht von einem Termin zum nächsten hetzen, sondern konnte mir Zeit lassen, die ausgestellten Spiele und Figuren ausführlich zu betrachten - sogar das eine oder andere Testspiel war möglich. Insgesamt war ich deutlich weniger gestresst als in den Jahren davor - auch eine Erkältung/Grippe/Corona-Infektion blieb mir diesmal erspart. Trotz dem relativ entspannten Programm bin ich mir sicher, nicht alles gesehen zu haben, was es zu sehen gab. Besonders um die großen Verlage wie Amigo, Kosmos, Iello, Asmodee oder Hutter habe ich weitgehend einen Bogen gemacht. Deren Neuheiten kann ich mir auch bei anderen Gelegenheiten anschauen - beispielsweise Ende November bei Darmstadt spielt.
In diesem Jahr sind mir gleich mehrere Dinge ins Auge gestochen. Zum einen war dies die schier unübersehbare Menge an Krimi-Dinnern und Exit-Spielen. Bestimmt ein gutes Dutzend Verlage haben sich alleine auf das Genre konzentriert. Aufmachung, Thematik und Mechaniken sind dabei sehr unterschiedlich - zumindest von dem, was ich in Erfahrung bringen konnte. Einige Spiele habe ich zum Antesten mitgenommen, andere kommen vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt.
Auch Würfel nebst Zubehör gab es allen denkbaren Varianten. Von billiger, knallbunter Kunststoff-Massenware über Polyeder aus Halbedelsteinen oder Metall war für jeden Geschmack und Geldbeutel das passende Angebot vorhanden. Dazu edle Holzkisten zur Aufbewahrung sowie Würfelunterlagen und -türme in jeglicher Ausführung. Anderes Zubehör, das nicht direkt zum Spielen gedacht ist, war ebenfalls reichlich vor Ort. Spieltische, Spielmatten, Einleger für Spieleschachteln, limitierte Goodies und allerlei Schnickschnack, um den Besuchern das Geld aus der Tasche zu locken.
Bemerkenswert war für mich auch die Tatsache, dass tatsächlich eine Handvoll neuer Hersteller ihr Glück auf dem Tabletop-Markt versuchen. Gleich drei oder vier mir unbekannte Systeme wurden auf der Messe vorgestellt - zusammen mit den bereits etablierten. Damit einher geht auch die verstärkte Präsenz von 3D gedruckten Modellen und Spielzubehör. Sogar ein Dienstleister, der Auftragsdrucke anbietet, war vor Ort. Eine spannende Entwicklung, bei der ich allerdings nicht sicher bin, ob viele dieser Spiele im nächsten Jahr noch zu sehen sind. Aber da lasse ich mich überraschen.
Das Orga-Team hat in diesem Jahr auf der SPIEL einen großartigen Job gemacht. Zwar gab es am Donnerstag noch leichte Anlaufschwierigkeiten auf Grund der veränderten Hallensituation, doch lief an den anderen Tagen alles reibungslos. Auch das Personal am Einlass hatte die Lage souverän im Griff, selbst wenn einige Spielwütige sich wirklich unter aller Sau verhalten haben.
Die Idee mit der Bühne in Halle 4 und den dort stattfindenden Vorträgen, Panels und Veranstaltungen wurde, soweit ich das gesehen habe, von den Besuchern gut angenommen. Die Menschenmassen (an allen vier Tagen war die Messe ausverkauft) haben sich die meiste Zeit recht gut verteilt, so dass es nur vereinzelt zu Staus und Menschenansammlungen kam. Mit Mháire Stritter hat die Veranstaltung jemand gefunden, der seit vielen Jahren einen Bezug zur (Rollenspiel-)Szene hat und diese Sparte würdig repräsentiert. Vor allem die Idee mit der "Live"-Rollenspiel-Runde hat mir dabei sehr gut gefallen.
Verschiedene Turniere, beispielsweise King of Tokyo oder Magic - The Gathering, Events wie Catan - Connect oder der Golden Demon-Wettbewerb haben die Messe zusätzlich aufgewertet
Organisatorisch hat die SPIEL eigene App noch ein bisschen zugelegt. Zahlreiche Filter ermöglichten es, gezielt nach Spielen oder Verlagen Ausschau zu halten und sich den Weg zum jeweiligen Stand weisen zu lassen. Natürlich vermisse ich den gedruckten Messe-Katalog immer noch. Aber dieser kleine digitale Helfer hat durchaus seine Berechtigung und sich bewährt.
Was mir ein wenig die Freude an der Messe vergällt hat, waren unglaublich viele rücksichtslose Besucher. Zahlreiche Trolleys, als Lastkarren umfunktionierte Kinderwagen oder vollgestopfte Bollerwagen sorgten für den einen oder anderen Stau. Obwohl es im Vorraum einen großzügigen Abstellbereich dafür gab, musste man ständig diesen Stolperfallen ausweichen. Auch mit den überdimensionierten Spiele-Rucksäcken gab es gelegentlich Schwierigkeiten, da deren Träger beim Drehen regelmäßig andere Messebesucher oder Stände abräumten. Vielleicht etwas, bei dem man im nächsten Jahr nachbessern könnte. Auf die Vernunft der Menschen zu hoffen, ist in manchen Fällen wohl eher vergeblich.
Die offiziellen Zahlen des Veranstalter lesen sich wieder beeindruckend. Die SPIEL war an allen vier Tagen mit 220.000 Besuchern ausverkauft. Mehr Aussteller als im Vorjahr (948) zeigten deutlich mehr (1.719) Neuheiten. Hinzu kommt, dass sich durch die Nutzung der Halle 7 die Ausstellungsfläche mit 77.500 qm ordentlich vergrößert hat.










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